Donnerstag, 7. September 2006

Und wieder mal öffentliche Verkehrsmittel. In einer so grossen Stadt, sind die auch unerlässlich.
Ein neuer Tag, kühle sechs Grad. Ja, hier ist im Moment Winter und ich fühle mich, als würde ich Schnupfen kriegen. Kein Wunder, bei der Kälte, ohne Heizung, ohne Teppich auf den kalten Fliessen in der Wohnung ... Tja, auch hier unten ist der Winter kein Vergnügen, auch wenn es trotzdem nicht ganz so kalt, wie in Deutschland, ist.
Wir sind heute mit dem Bus nach Sao Paulo gefahren, direkt ins Zentrum. Bisher sind wir ja weitgehend nur in Osasco unterwegs gewesen, und das ist schon wieder eine neue Stadt, auch wenn die Stadtgrenze quasi eine Strasse ist. Auf der einen Seite ist noch Osasco, die andere Seite gehört schon zu Sao Paulo.
Allein um diese Strasse zu erreichen, sind wir bereits zwanzig Minuten im Bus unterwegs gewesen. In der Zeit kann ich locker von Aalen nach Wasseralfingen und wieder zurück fahren ... und von da aus, haben wir dann den Bus zur Avenida Paulista genommen, wo wir dann ca. eine Stunde später angekommen sind. Die Busfahrt hat übrigens durchaus ihren Reiz, auch wenn man durchgeschüttelt wird. Aber durch die vielen Hügel, hat man immer wieder einen reizvollen Blick auf dasHäusermeer von Sao Paulo. Wem Häusermeere gefallen, der kommt also auf seine Kosten :-).
Tja, und dann die Av. Paulista. Das ist quasi die "Fifth Avenue" von Sao Paulo. Alles voll mit Banken, auch ein durchaus reizvoller Park mit Palmen und sonstigen Gewächsen, die es bei uns so nicht gibt, ist da zu finden. Und natürlich Museen. Wir waren im MASP (Museum de Arte do Sao Paulo oder so ... :-)), da ist eine Kunstausstellung zu finden. Viele Gemälde aus Europa kann man da bewundern, Künstler wie Manet und Monet, van Gogh und Picasso haben das eine oder andere Bild in der Sammlung. Auch ein paar Gemälde mit Motiven aus Australien von Künstlern aus dem Ausland sind zu sehen. Die sind teilweise wirklich gelungen.
Wenn man sich mal an das Erscheinungsbild der Stadt gewöhnt hat, dann entdeckt man auch Bereiche, die durchaus gefallen können. Die Av. Paulista ist jedenfalls ein faszinierender Ort, an dem man vorwiegend Geschäftsleute sieht.
Im Gebäude der Banco do Brasil (oder so, war jedenfalls viel grün in den Farben, aber das haben die fast alle irgendwo, oder halt gelb) war dann ebenfalls noch eine kleine Kunstausstellung mit moderner, abstrakter Kunst. Da war schon einiges dabei, was mir irgendwie suspekt war. Was manche Kunst nennen ... Wenn ich drei Farbeimer nehme, das an die Wand schmeisse und dann meinen Namen drunterschreibe, hab ich was ähnliches hingekriegt, wie so manches von diesen abstrakten Werken. Und noch schlimmer - viele davon haben nicht mal einen Namen. Nicht mal damit gibt sich der Künstler mühe. Wer das dann zu Kunst erklärt, würde mich schon interessieren ...
Aber es gibt auch Gemälde, die durchaus zu gefallen wissen. Und dabei ist uns ein interessanter Unterschied aufgefallen: Ana mag mehr die abstrakten Sachen, mir gefällt der Realismus deutlich besser. Aber irgendwo war das klar. Kopfmensch gegen Bauchmensch, da müssen ja Unterschiede da sein. Wie eine Waage, die nach ihrer Balance sucht ... oder so ... :-).
Wie auch immer, der abgefahrene Teil kam dann noch. Nämlich mit der Metro nach Hause. Eigentlich war es ja spät genug, aber irgendwie muss da noch Rush Hour gewesen sein. Wir sind jedenfalls genau in die Metro geklettert, in die die meisten rein wollten. Was wahrscheinlich auch Sinn ergibt, denn am Abend wollen die Leute raus aus der Stadt in ihren Vorort. Tja, und da standen wir dann eingeklemmt zwischen Menschenmassen. Tausende müssen da unterwegs gewesen sein. Ein wenig hat das auch an Tokio erinnert, da gibt es ja Leute, die schieben helfen, wenn die Leute nicht mehr in den Zug passen ... ganz so schlimm war es zwar noch nicht, aber viel hat nicht gefehlt.
Es ist aber erstaunlich, wie man zwischen all den Menschen vergessen kann, wo man eigentlich ist. Es ist wie mit einem U-Boot. Man konzentriert sich irgendwie aufeinander und taucht ab. Und ab und zu taucht man auf und merkt, dass der Rest dieser überfüllten Welt immer noch da ist. Insofern war es trotzdem eine angenehme Fahrt.
Tja, und so haben wir dann unseren Weg mit der Metro aus Sao Paulo gesucht, bis die Metro aufgehört hat, an einem Bahnhof, den man bei uns höchstens in Berlin finden könnte. Und das in einem Vorort. So viele Menschen auf einem Haufen, das kann man sich gar nicht vorstellen. Und dann soll man noch den richtigen Bahnsteig finden. Ein Glück, dass ich den nicht suchen musste :-).
Der Bahnhof liegt im Zentrum von Osasco, das ich somit auch kennen gelernt habe. Irgendwie hat mich das an Köln bzw Leverkusen-Opladen erinnert :-). Insofern hab ich mich tatsächlich ein klein wenig wie zu Hause gefühlt. Da ist eine Fussgängerzone, in der Händler ihre Waren anbieten. Und da ist wieder mal ein Einkaufszentrum, in dem wir dann zu Abend gegessen haben. Ratet mal, was ... genau, wieder beim Japaner. Langsam hab ich wirklich schon einiges an Sushi vertilgt. Aber das ist nicht mal schlecht :-).
Ana wollte dann zu ihrem Cousin zum Friseur. Aber irgendwie war da der Wurm drin und so haben wir den Besuch notgedrungen auf Freitag verschoben, obwohl wir da eigentlich ein straffes Programm haben. Einschliesslich einer Flugreise nach Rio, die am Samstag folgen wird ...
Tja, da steht uns noch einges bevor.
Aber Sao Paulo hat schon durchaus seine interessante Seiten. Sehr fremd, aber schon so, dass man die Gegend mal gesehen haben sollte.

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