Donnerstag, 21. September 2006

Ja, jetzt bin ich also tatsächlich seit einigen Stunden wieder in Deutschland. Der Flug von Brasilien nach London war recht anstrengend, ein Nachtflug ist das wohl immer. Ich bin so gegen sieben Uhr Ortszeit in London angekommen und nach mehr als 11 Stunden im Flieger, war ich doch entsprechend fertig.
Tja, und dann kam das Schlimmste ... acht Stunden in Heathrow, am Terminal 1 interniert, auf den Rückflug nach Deutschland warten ... Der Rückflug war nämlich erst gegen 15:15 Ortszeit angesetzt ... Nächstes Mal werde ich das etwas schlauer planen, ich hab gesehen, dass um 9:15 ein Flieger nach München geflogen ist, da hätte ich mir eine lange Wartezeit erspart.
Aber gut, so war es nun mal und so habe ich mir den Terminal genau angeschaut, bin oft und lange drin herumgewandert. Und war natürlich etwas traurig, weil ich das jetzt wieder - zumindest vorübergehend - alleine machen muss. Aber das wird sich hoffentlich wieder ändern.
Der Rückflug war jedenfalls schließlich ebenfalls recht ruhig und jetzt bin ich müde. Morgen hab ich noch Urlaub, den werde ich zum Ausschlafen nutzen. Am Freitag dann ein Tag Arbeit - da kommt man dann langsam wieder hinein :-).
Als Fazit kann ich nur festhalten, dass Brasilien, trotz einiger Dinge, die mir nicht so zugesagt haben, in jedem Fall eine Reise wert ist. In den vergangenen zwei Wochen habe ich eine Menge gelernt, natürlich einiges über die Sprache, aber auch über die Lebensart am anderen Ende der Welt.
Und ich bin sicher, dass ich bei der nächsten Reise noch mehr lernen kann. Nur weiss ich jetzt noch nicht, wann die sein wird. Aber das werden wir sehen.

Dienstag, 19. September 2006

Was mir ebenfalls auffällt ist die Tatsache, dass hier das Haus quasi für jeden offen ist. Naja, nicht für jeden natürlich, sondern für jeden in der Familie. Ist bei uns ja im Prinzip auch so, aber hier ist das deutlich ausgeprägter. Man muss praktisch ständig damit rechnen, dass jemand zu Besuch kommt oder sogar gerade da ist. Das ist schon schön, aber man muss sich als Mitteleuropäer daran erst mal gewöhnen. Ist auch faszinierend, dass die Leute hier deutlich langsamer sind, als wir. Da sagt man schon, dass man "gleich" irgendwohin geht oder irgendwas macht. Das "gleich" ist dann aber irgendwann zwischen jetzt und in zwei Stunden angesiedelt. Man muss hier geduldig sein, auch wenn einem als Europäer das manchmal schwer fällt.
Ich hoffe nur, dass das nicht auch für die Fahrt zum Flughafen gilt, sonst fliegt das Teil ohne mich ... ;-).
Heute musste Ana wieder arbeiten, dafür hat mich dann Daniel abgeholt. Natürlich erst nach dem Mittagessen im Hause der Eltern, wo man wieder versucht hat, mir den Teller möglichst voll zu laden. Ich hab mich diesmal aber erfolgreich gewehrt ;-).
Heute morgen war ich sowieso nicht unbedingt gut drauf. Trotz langem Schlafen, macht sich der Schlafmangel doch langsam bemerkbar. Ich freu mich schon auf den Rückflug, da kann ich 12 Stunden schlafen, wenn ich will. Und auf dem Flughafen in London noch mal acht, wenn es sein muss ...
Daniel ist dann mit mir noch mal nach Sao Paulo hinein gefahren, in eine Gegend, in der er aufgewachsen ist. Das ist nicht weit von der USP entfernt, der Universidade Sao Paulo. Ein Viertel, das ziemlich gediegen ist, Jardim genannt, wo die Strassen alle nach Ländern aus Europa benannt sind. Da stehen einige beeindruckende Villen, aber irgendwie wäre das trotzdem nichts für mich. Wenn ich mir das leisten könnte, würde ich nicht da wohnen, das ist alles andere als sicher und wenn man die Mauern und die Kameras und Alarmanlagen da sieht ... naja, da würde ich das ruhige Häuschen im Grünen dann doch vorziehen.
Das Shopping Center, in dem wir dann noch waren, war ebenfalls von gehobenem Standard. Wie in New York ... Alles teuer, ein Fernseher für 50.000 Reals z.B. Dafür könnte man hier schon ein kleines Häuschen kriegen, in Sao Paulo direkt nicht unbedingt, aber auf dem Lande drumherum ...
Aber immerhin habe ich da mal Geld gekriegt. Aus dem Automaten, einen Traveller Cheque hab ich jetzt nicht mehr umgetauscht. Und dann haben wir noch kurz was gegessen und sind dann wieder nach Osasco zurückgekehrt. Und da warte ich jetzt auf morgen und kriege gleich auch noch was zu Essen.
Tja, die Zeit ist viel zu schnell vergangen und auch wenn mir einige Sachen aus Deutschland schon langsam fehlen, werde ich hier einige Dinge doch vermissen. Das tolle Fleisch natürlich oder die leichte Lebensweise, die viele Freunde, die man hier hat und natürlich Ana ...
Aber gut, es sind nur wenige Monate, dann werden wir uns sicher wiedersehen.
Jetzt muss ich erst mal den letzten Tag hier überstehen und den Flug nach Deutschland hinter mich bringen.
Eines wird mir hier sicher nicht fehlen, wenn ich morgen wieder nach Hause fliegen werde, und das ist dieser Lärm hier. Wenn es doch mal ein klein wenig ruhiger ist in dieser Stadt, die scheinbar niemals schläft, dann ist irgendein Hund am kläffen und das tut der kleine, der bei uns im Haus wohnt, gerade wieder mal unaufhörlich. Zusammen mit den ganzen anderen Kläffern in der Nachbarschaft.
Ebenfalls froh bin ich, wenn ich mal wieder eine Sprache höre, die ich auch verstehe. Und das ist hier ja nur eingeschränkt der Fall.
Am Samstag sind wir mit Daniel nach Indaiatuba gefahren, um dort Neli und Fernando zu besuchen. Das war ein interessanter Ausflug in den Norden des Staates Sao Paulo. Erstaunlicherweise gibt es da eine Autobahn, die sich durchaus mit unseren Standards messen kann. Die heisst dann sogar Autoban (ohne H) und ist quasi privat betrieben, deswegen muss man da auch Maut zahlen. Aber der Qualität der Strasse schadet das auf keinen Fall. Der Name kommt von der Firma (Automoveis Bandeirante oder so ähnlich, abgekürzt eben Autoban).
Im Norden Sao Paulos blüht gerade ein kleines Wirtschaftswunder, da gibt es viele nagelneue Industriegebiete, wo man so einige Namen sieht, die man aus Deutschland kennt. Bosch natürlich genauso, wie Benteler oder auch andere Firmen aus dem europäischen Ausland. Viele Paulistas verlassen inzwischen auch die Stadt Sao Paulo wieder um in den Norden zu ziehen, da gibt es deswegen eine Menge Städte, die am blühen sind. Indaiatuba hat 230.000 Einwohner und ist damit nach unseren Verhältnissen durchaus gross einzustufen, hier allerdings doch eher beschaulich. Durch diese Entwicklung wird Sao Paulo gerade wieder etwas kleiner, die Nummer 2 sind sie also wahrscheinlich noch nicht. Schaden wird das dieser grossen Stadt aber mit Sicherheit nicht. Eher im Gegenteil.
In einem Vorort von Indaiatuba, der Itaici heisst, wohnen die beiden, und zwar in einem "Condominio Fechada". Das ist quasi eine Reihenhaussiedlung wie bei uns, sogar mit einem vergleichbaren Standard, allerdings mit einer riesigen Mauer drumherum und hinein kommt man nur durch einen Schlagbaum. Für die Sicherheit der Bewohner wird also etwas getan. Die Wohnung der beiden ist nach europäischem Standard eingerichtet (was jetzt kein Wunder ist, vieles davon stammt ja aus Deutschland). Der Fernseher allerdings funktioniert nicht, weil Brasilien wohl einen anderen PAL-Standard hat als Deutschland. Die Aufteilung der Wohnung ist ebenfalls so, wie man es bei uns erwarten könnte. Insgesamt recht schön.
Wir sind dann, nachdem wir ein Bierchen zur Einstimmung getrunken haben (das Bier hier ist mit dem in Deutschland allerdings kaum zu vergleichen), noch in die Stadt gegangen. Zuerst haben wir eine Geburtstagsparty kurz besucht, eine bekannte von den beiden hatte Geburtstag, und da konnte man wieder die Gastfreundschaft der Brasilianer bewundern. Wir waren ja eher Fremde, das hat aber keinen gestört. Im Gegenteil, man ist sofort mitten drin im Geschehen. Das ist schon ganz anders, wie bei uns, wo man stundenlang neben der gleichen Person stehen kann, ohne dass ein Wort gewechselt wird.
Danach sind wir dann noch in eine Bar. In Brasilien bestellt nicht unbedingt jeder selbst was, sondern man bestellt Portionen, die man sich dann quasi teilt. So haben wir es da dann auch gehalten. Nach einer recht kurzen Nacht (Neli musste leider arbeiten - am Sonntag!) sind wir dann am Sonntag recht früh wieder Richtung Sao Paulo gefahren. Die Fahrt habe ich aber glatt verschlafen. Irgendwie war das doch recht ermüdend.
Nachdem ich noch etwas mehr Zeit mit Schlafen auf dem Sofa verbracht habe, sind wir zu Anas Bruder gegangen. Natürlich gab es wieder "almoco", also Mittagessen, diesmal allerdings sogar "Churrasco", also Grillparty, bei Flavio. War schon klasse, aber langsam hängt mir die Esserei hier zum Halse raus (und das von mir - da kann man in etwa ermessen, wie das hier ist ;-)). Bei einem normalen Mittagessen, gibt es da nicht nur mal eben ein klein wenig Fleisch mit ein klein wenig Beilagen, nein, es gibt eigentlich alles auf einmal. Reis, Kartoffeln, Fechoa (schwarze Bohnen), Gemüse, Lasagne und Pasta darf natürlich ebenfalls nicht fehlen und Unmengen von Fleisch. Irgendwie ist das für europäische Mägen auf Dauer einfach nicht gut. Aber ab morgen wird gefastet (und erstaunlicherweise freue ich mich da regelrecht drauf ... ). Übrigens haben wir am Samstag auch Fechoada gekriegt, das ist das traditionelle Gericht hier, quasi Bohneneintopf, aber mit einer reichhaltigen Fleischbeilage. Sehr gut, aber genauso wie alles hier viel zu viel, denn natürlich geht das alles nicht ohne Reis und sonstige Beilagen ... Das Fleisch ist auch deutlich Fetthaltiger, als das bei uns inzwischen so der Fall ist. Fechoada ist übrigens kein Fechoa, das sind nur Bohnen. Fechoada isst man eher in der kalten Jahreszeit und zwar gerne auch am Wochenende, nach dem Genuss desselben war mir auch klar, warum. Ohne Mittagsschlaf geht das dann nämlich nicht, das macht einen richtig fertig :-).
Nach der Grillparty war ich dann am Sonntag eigentlich fertig genug, aber das wars noch nicht. Ich hab ja noch kaum Freunde von Ana kennengelernt, das sollte dann am Sonntag Abend geändert werden. Sind zwar nur vierzehn zusammengekommen und mir wurde versichert, dass das eigentlich gar nix ist, aber immerhin ...
Tja, und das ist natürlich auch alles anstrengend, weil das alles auf portugiesisch abläuft. Erstaunlicherweise verstehe ich inzwischen schon einiges und kann auch genug sagen, aber es ist trotzdem langsam anstrengend. Und an diesem Sonntag abend, war es dann wirklich fast zuviel für mich. Als wir gegen halb zwölf dann doch mal zu Hause waren, war ich richtig froh. Ich bin ins Bett gefallen und war nicht mehr ansprechbar ... Bin froh, wenn ich mich in Deutschland im "Alltag" dann doch wieder erholen kann ... ;-).

Samstag, 16. September 2006

Wir sind wieder in Sao Paulo. Gestern waren wir lange auf Reisen, drei Stunden im Bus und dann noch eine im Flieger und dazwischen noch etwas Aufenthalt am Flughafen in Rio. Leider hat es nicht mehr gereicht, um den Corcovado zu besichtigen. Aber man muss ja auch was für das nächste Mal übrig lassen :-).
Der Flug war ruhig, aber die Reise insgesamt doch recht ermüdend. Am letzten Tag in Buzios haben wir uns noch die Stadt bei Tag angeschaut und einige Strände besucht. Da gibt es reichlich viele Strände. An der Praia de Geriba waren wir dann auch noch baden. Zwar etwas frisch, aber für unsere Verhältnisse warm genug. An der Nordsee ist das Wasser meinem Gefühl nach kälter ... :-)
Dafür war die Praia auch nicht gerade billig. Aber die Aussicht gut. Da gibt es eine Menge Häuser, die man sonst nur in Filmen sieht. Schon klasse, diese Stadt. Man könnte sich an Buzios gewöhnen ... Allerdings, für brasilianische Verhältnisse ist sie sehr teuer. Die Preise sind fast das dreifache von den Preisen in Sao Paulo und damit fast so, wie bei uns ...
Den Wagen haben wir heil wieder abgegeben, trotz der Lombadas, der Hubbel, die da die Strassen verunzieren. Immerhin etwas :-). Und heute sind wir wieder in Sao Paulo, an ihrem Arbeitsplatz bei der senac, einer Schule, an der sie Marketing unterrichtet. Da sitze ich im Augenblick auch in der Bibliothek, an einem öffentlichen Computer. Mitten in Osasco, nicht weit weg vom Zentrum. Und da sind wir auch noch mit dem Auto hingefahren. Wir? Genau genommen eigentlich ich ... Der Verkehr in Buzios ist doch recht harmlos im Vergleich zu hier, da wird richtig eng gefahren, da sind manchmal nur noch Zentimeter Platz und die rasen herum wie die Irren. Motorräder zischen mal eben an einem vorbei, Radfahrer überholen links und rechts. Und wenn die was falsch machen, regen sie sich über die Autofahrer auf. Schon irgendwie ziemlich gewöhnungsbedürftig ... :-). Anscheinend passiert hier aber trotzdem weniger, als in Deutschland. Wahrscheinlich rechnen die einfach damit, dass man irgendwas bescheuertes macht und reagieren deshalb in der Regel richtig ... Was mir jetzt sorgen bereitet, weil ich eher defensiv bin und damit natürlich nicht unbedingt der Norm entspreche ...
Aber ich bin bisher ohne Schäde durchgekommen. Da ich den neuen Wagen von ihrem Vater habe, hoffe ich doch auch sehr, dass das so bleibt ...
Ein wenig regt mich das Bankensystem hier auf. In Buzios wollten wir in einer Filiale der Banco do Brasil Traveller Cheques eintauschen. Ging nicht. Machen die hier nicht. Glücklicherweise gab es ein paar Strassen weiter eine Wechselstube, die haben dann auch die Dollar-Schecks umgetauscht. Hier in Osasco scheint es aber vollkommen unmöglich zu sein, eine Bank zu finden, die einem die Schecks einlöst. Insofern sind die Dinger hier wirklich absolut sicher. Da kann man sich drauf verlassen, dass keiner mit den Dingern an Geld ran kommt, die nimmt nämlich einfach keiner hier an ...
In Sao Paulo soll es aber ein paar Banken geben, die auch die Schecks umtauschen. Na, da kann man nur hoffen ... nächstes Mal werde ich das Geld jedenfalls lieber bar mitnehmen. Vielleicht ist das nicht so sicher, aber bevor ich hier stehe und nix zum zahlen hab, weil die mal wieder die Mastercard nicht nehmen wollen ... Tja, man lernt halt nie aus ...
Übrigens Bankensystem - heute habe ich auch eine Variante kennen gelernt, die bei uns sicher auch mal üblich war (in den USA ist sie es vielleicht immer noch und möglicherweise geht das bei uns auch noch, keine Ahnung). Ana hat eine Rechnung bezahlt. Dazu ging sie auf ihre Bank die Banco do Brasil, und hat das Geld da in Cash abgehoben. Dann ging sie in die Banco Bradesco und hat da einen Umschlag genommen, auf dem Deposito stand. Da kam dann Kontonummer des Empfängers und noch das eine oder andere drauf und dann wurde das direkt an einem Bankautomaten, der nur Deposits annimmt, eingezahlt ... ich hab dann gefragt, ob man das nicht auch per Überweisung machen kann. Naja, schon, meinte sie, aber dann weiss man nicht, wann der Empfänger das Geld erhält. Und die Rechnungen sind Terminsache. Da ist das dann verständlich ... Bei uns gibt es dafür aber, glaube ich, so was wie eine Terminüberweisung ... Naja, wie auch immer, auf jeden Fall war mir das neu. Und wirklich einfach ist so ein Sytem jetzt irgendwie auch nicht. Mit dem Bargeld dann in Sao Paulo rumlaufen ... ich weiss nicht, ob ich mich dabei wohlfühlen würde.
In der Fussgängerzone ist Osasco übrigens auch nicht viel anders, als Stuttgart. Klar, das Wetter ist besser und überhaupt sieht alles etwas anders aus. (In den letzten Tagen hatten wir jeweils deutlich über dreissig Grad - und bis 21. September ist auch hier immer noch offiziell Winter ... Da könnte ich mich jetzt wirklich dran gewöhnen, obwohl ich mir dann wahrscheinlich eine Badewanne voll Sonnenschutzmittel für das morgendliche eincremen zulegen müsste :-) ich benutze hier LSF 50 von Nivea, wusste gar nicht, dass die so was haben ... aber in Deutschland verkaufen die so was halt nicht, wer braucht das da schon? ;-)) Aber manche Dinge sind wohl überall gleich. Wir waren heute wieder bei ihrem Cousin, dem Friseur. Da hat sie sich die Haare richten lassen. Ist deutlich preiswerter, als bei uns, so um die fünfzig bis siebzig Reals, je nachdem, was man genau machen lässt. Umgerechnet sind das gerade mal 20 Euro, so grob geschätzt. Kein Wunder, dass man sich hier den Friseur öfter mal leisten kann. Was ein einfacher Haarschnitt kostet, konnte ich allerdings noch nicht in Erfahrung bringen. Aber sicher nicht viel ...
Gross und überfüllt ist die Gegend auf jeden Fall. Als wir vorher kurz im Supermarkt waren, hab ich mir so gedacht, in Blaubeuren nervt es einen schon manchmal, wenn zehn Leute zahlen wollen und nur zwei Kassen offen sind. Hier sind fünfzehn Kassen offen und an jeder stehen um die zwanzig Leute, die zahlen wollen ... Hier sind einfach viel mehr Menschen, als bei uns. Die Gegend ist total überfüllt. Aber gut, hier ist die drittgrösste Stadt der Welt gleich um die Ecke. Vielleicht hat sie ja auch Mexico Stadt schon überholt und ist inzwischen die Nummer 2, wer weiss das schon? Da braucht man sich nicht zu wundern, dass alles überfüllt ist. Aber in anderen Gegenden ist es trotzdem anders, für mich jedenfalls besser. Ob ich mich an die vielen Menschen und den fürchterlichen Verkehr hier gewöhne, das kann ich jedenfalls nicht sagen. Für mich ist das einfach irre hier :-)
Aber wer weiss, ein bisschen habe ich mich ja schon eingewöhnt.
Erstaunlich ist übrigens auch, aus was man alles Saft machen kann. Nachdem ich mit Mango und Ananas ja schon genug Säfte genossen habe die bei uns selten bis gar nicht zu kriegen sind, habe ich heute auch Saft aus Zuckerrohr getrunken. Mal was ganz anders ... sehr gut, aber für mich irgendwie zu süss. Ansonsten gibt es auch noch Saft aus der Guave oder der Papaya (der wirkt allerdings eher abführend). Säfte wohin man schaut, Suco, Suco, Suco. Ich glaub, ich trink bald nix anderes mehr. Sogar aus Erdbeeren habe ich hier schon Saft getrunken, bei uns ist das ja eher unüblich. Kaum allerdings greife ich hier zu Orangen oder Apfel. Davon gibt es bei uns einfach zu viel und die andere Säfte sind einfach zu gut, das ist nicht zu überbieten.
Auf der Reise nach Rio und Buzios gab es übrigens eine Sache, die mich doch gestört hat. Die Leute sind zwar in der Regel freundlich, aber auch reichlich aufdringlich, vor allem wenn sie einen Touristen wittern und darin sind die gut ... naja, mit drei riesigen Taschen reisen, da fällt man dann halt auch irgendwie auf ... :-). Auf jeden Fall quatscht einen, kaum dass man aus dem Flughafen raus ist, alle drei Meter ein Taxifahrer an. Und die akzeptieren ein freundliches "Não, obrigado" nicht, die fragen dann noch sechzehn mal ... und das dann um die zwanzig Taxifahrer, die sich um zwei arme Touristen regelrecht reissen, da wird einem schon reichlich mulmig und man will eigentlich nur noch weg ... von dem Busbahnhof aus zum Flughafen sind wir dann auch lieber mit dem Bus gefahren, ist auch irgendwie sicherer. Die reisen einem fast das Gepäck aus der Hand, um einen als Fahrgast zu kriegen ...
An der Copacabana ist das dann auch nicht anders, oder in Buzios. Da sind es dann weniger die Taxifahrer, sondern die Strassenhändler, die einem alle Nase lang was ins Gesicht halten und fragen, ob man nicht Geld dafür ausgeben will. Wenn das mal einer oder zwei sind, kann man das ja noch ertragen, aber in Rio oder am Strand passiert einem das alle eigentlich ständig. Und das nervt auf die Dauer dann doch gewaltig. Gut, mir ist schon klar, dass die das hauptsächlich deswegen machen, weil sie kaum was zu essen haben und dringend auf Geld angewiesen sind, aber trotzdem macht das keinen Spass und immerhin bin ich ja hier im Urlaub.
Ana Claudia ist da deutlich mehr Brasilianerin, an der prallt das irgendwie einfach ab. Im Gegenteil. Die will dann auch schon mal wissen, was das eine oder andere kostet. In Cabo Frio hat sie mit eine Hutverkäufer geredet, der ihr einen Strandhut für 25 Reals andrehen wollte. In São Paulo hat sie für das gleiche Teil gerade mal 8 Reals gezahlt. Die Preise sind vergleichsweise schon unverschämt, aber woher soll ein Tourist aus Europa auch wissen, dass er das alles in São Paulo viel preiswerter haben kann?
Auf jeden Fall ist das eine Seite an Brasilien, die mir nicht gefällt. Und in São Paulo, muss ich sagen, passiert einem das auch nicht. Die Gegend hier ist deutlich weniger touristisch und damit auch deutlich weniger marktschreierisch.
Ebenfalls eine Sache, über die ich bisher noch nichts geschrieben habe, ist der Wahlkampf, der hier gerade läuft. In Brasilien sind bald Präsidentschaftswahlen, da wird natürlich mächtig geworben. Im Fernseher, wie bei uns auch, natürlich schon. Aber hier hat nicht jeder einen Fernseher, und um auch andere zu erreichen, gibt es deutlich aufdringlichere Formen, als bei uns. Da fahren zum Beispiel Autos durch die Strassen, die einen Lautsprecher auf dem Dach haben und Tag und Nacht in voller Lautstärke Parolen und Namen von Kandidaten in die Gegend brüllen. Oder an den Ampeln - das ist sowieso wie ein Marktplatz, da kriegt man während der Rotphasen dauernd irgendwas durchs Fenster geschoben. Immobilien werden beworben, oder im Augenblick auch viele Kandidaten. In wichtigen Strassen wie der Avenida Paulista, stehen Menschen mit Plakaten und Fahnen und eingekleidet in den Farben der Parteien und machen Werbung für ihren Kandidaten. Das ist eine Form von Wahlkampf, die mir eigentlich gar nicht sonderlich gefällt, weil sie aufdringlich und marktschreierisch ist. Aber hier ist das wohl eher normal.
Und in Rio ist mir ganz extrem aufgefallen, dass Verkaufen an Ampeln ein richtiggehender Sport ist. Oder mitten auf der Autobahn, wenn gerade da Stau ist. Da rennen (in Rio live erlebt) Leute mitten auf der Strasse rum und halten alles mögliche hoch, was sie gerne verkaufen wollen. Man muss sich halt was einfallen lassen, wenn man an dinheiros kommen will. Für einen Touristen aus Europa ist das alles aber schon ziemlich gewöhnungsbedürftig. Und ungefährlich ist das alles auch nicht, in Cabo Frio haben wir einen armen Radfahrer gesehen, der wohl einem Auto in die Quere gekommen ist. Der Krankenwagen war noch nicht da, der arme Kerl lag mitten auf der Strasse, da haben sich Leute um ihn gekümmert und die Autos sind um ihn rum einfach weiter gefahren. Schön ist so was nicht, aber dass das nicht öfter passiert, ist eigentlich ein kleines Wunder.
Naja, aber mehr davon dann wohl ein anders Mal. Morgen wollen wir zu Neli und Fernando nach Indaiatuba fahren. Daniel will auch mitkommen. Bin gespannt, ob das diesmal klappt, nicht alles, was man sich hier vornimmt, passiert nämlich tatsächlich. Man hat hier eher eine relaxte Einstellung zu Verabredungen. Eher kurzfristig und pünktlich nicht unbedingt :-). Aber eigentlich ist das auch sympatisch, ist nicht so verkrampft wie in Deutschland.

Donnerstag, 14. September 2006

Heute haben wir einen Ausflug gemacht, mit dem gemieteten Auto. Das Fahren hier ist schon ganz schön stressig, weil hier alle herumfahren, wie sie wollen. Die haben hier schon Regeln, nur scheinen viele nicht wirklich der Meinung zu sein, dass die auch für sie gelten. So wird man dann halt rechts und links überholt, wies gerade kommt und versucht selbst so rechts wie möglich zu bleiben, weil eh dauernd schnellere daherkommen und überholen wollen.
Tja, und so haben wir tatsächlich heil Cabo Frio erreicht, wo wir uns einen schönen Strand gesucht haben. Die "Praia do Forte" hat einiges zu bieten, einen blütenweissen Standstrand und glasklares Wasser. Wie man sich das halt so vorstellt. Dazu lässt man sich "Agua de Coco" kommen, also quasi eine Cocosnuss mit Srtohhalm drin, aus dem man dann direkt die Kokosmilch trinkt. Wenn man will, kann man sich die Kokosnuss auch noch aufmachen lassen und das Fruchtfleisch geniessen. Tja, so was gibt`s ihn Deutschland nicht ;-).
Und das schmeckt erst noch ...
Nach der Cocosnuss bin ich dann erst mal ins Wasser und hab die Wellen genossen. Im September im Meer baden - vergleichbar bei uns wäre das so, als würde man versuchen, im März ins Meer zu gehen. Kann man schon machen, aber das sollte man auch verkraften können. Hier gehen die Temperaturen langsam Richtung 30 Grad, da kann man schönes, kühles Nass gerade gut gebrauchen und so war das für mich auch weniger ein Problem, für Ana schon deutlich eher ...
Die hat sich dann auch gleich noch drüber aufgeregt, wie teuer das ist. Für einen Strandhut hat sie in Sao Paulo gerade mal 8 Real gezahlt, hier wollten die 25 ...
Dann sind wir weiter nach Arraial do Cabo. Eigentlich gefällt mir die Gegend fast besser, als die um Buzios herum. Echt schön da und prachtvolle Strände. Wir haben kurz die Praia dos Anjos besucht und dann sind wir noch zur Praia Grande gefahren. Da hatten wir dann Gelegenheit zu einer weiteren Cocosnuss und Krabben mit öl und Knoblauch. Schon klasse, aber die Krabben waren sehr unsauber geschält, obwohl wir das bestellt hatten. Dann wollten wir auch noch die Kokosnuss geöffnet haben. Die Dame vom Kiosk hat dafür dann die Rechnung erhöht und Ana ist richtig sauer geworden. Klar, mehr dafür zu verlangen, dass die Krabben nicht mal anständig geschält sind und man doch noch alles selbst machen muss und für das öffnen der Kokosnuss den Preis auch noch grosszügig um 50 Centavos zu erhöhen, ist auch nicht gerade die feine Art. Aber das GEmecker nützt ja zumeist nix, bezahlt haben wir dann trotzdem.
Den Celto dann noch aus dem Sand rauszukriegen, war ein weiteres Abenteuer. Fast wie auf Schnee ... Aber ein deutsches Auto mit einem deutschen Fahrer, da sollte das schon klappen. Hat es dann auch :-).
Übel sidn übrigens auch diese Hubbel, die die einfach auf die Strasse machen. Damit der Verkehr verlangsamt wird. Schon nachvollziehbar. In Sao Paulo sind die Dinger aber wenigstens gelb angepinselt, so dass man sie auch sieht. Hier nicht ... das ist dann vor allem Nachts ein Vergnügen, wenn man kurz vorher erst sieht, dass wieder so einer kommt und man eine Vollbremsung machen muss. Hoffentlich kriegts der Hintermann rechtzeitig mit ... und wenn man dann mal nicht rechtzeitig halten kann, dann kann man nur hoffen, dass die Stossdämpfer halten ... ist mir schon klar, warum Bosch hier so aktiv ist ... :-).
Naja, nur noch bis morgen. Ist ja nicht mein Auto ...
Aufsitzen tut der Wagen auch immer mal wieder auf den Hubbeln, weil manche zu hoch sind. Aber hier hat man ein anderes Verhältnis zum Wagen, wie in Deutschland. Der wird eher benutzt, nicht gepflegt ...
Jetzt sitzen wir mal wieder im Internetcafe. Noch etwas essen und hier herumflanieren, dann ist der vorletzte Tag an diesen paradiesischen Stränden vorbei ...

Dienstag, 12. September 2006

Gestern haben wir uns einen Wagen gemietet. Vergleichsweise ist das gar nicht mal teuer, für drei Tage bezahlen wir 210 Reals, was umgerechnet eher so um die 70 Euro ist. Dafür haben wir nun einen Opel Celta, der sieht so ähnlich aus, wie ein Opel Corsa. Nicht genau gleich, den Corsa gibt es hier nämlich auch.
Dafür hat der Celta aber leider keine Servolenkung, was jetzt auch nicht unbedingt einfacher ist, als in Sao Paulo. Dafür ist aber der Verkehr hier nicht ganz so schlimm. Soweit funktioniert das ganz gut. Aber trotzdem ist das System hier etwas anders, der Wagen war nämlich leer, als wir ihn gekriegt haben und wir sollen ihn auch leer wieder zurück bringen. Da müssen wir aber noch ein kleines Stückchen fahren ... Naja, mal sehen. Morgen schauen wir uns ja noch Cabo Frio und Arraial do Cabo an, da wird sicher noch der eine oder andere Liter verbrannt.
Irgendwie ist das deutlich komplizierter, wenn man den Wagen leer zurück bringt.
Es ist etwas windig hier, mehr so wie an der Nordsee, aber trotzdem deutlich wärmer als dort. Der Wellengang am Meer ist recht hoch und das Wasser auch noch etwas frisch, obwohl ich hier durchaus Baden gehen würde, aber die Wellen scheinen mir doch etwas gefährlich. Dafür können wir die Ruhe am Strand geniessen und am Kiosk was essen. Meistens Fisch, diesmal aber auch Krabben, noch mit Schale, die musste man erst wegpuhlen. Aber gut wars trotzdem :-).
Die Gegend hier ist schön und der Chef von der Pousada meinte, dass er das komplette Anwesen samt Buggy und der kompletten Einrichtung gerne verkaufen würde. Mit gerade mal 800.000 Reals ist man dabei. Umgerechnet ca. 260.000 Euro, is ja eigentlich nicht mal schlecht. Allerdings muss man das Geld erst auch mal haben und für ein Häuschen im Grünen ... naja :-). Die Pousada ist allerdings wirklich nicht schlecht, grosser Garten, Pool direkt dabei, samt Sauna, Grillstelle noch dazu, Wohnhaus und eben der Buggy.
Die Gegend hier ist schon deutlich eher mit Deutschland zu vergleichen ...
Mal schauen, was wir heute noch machen.

Montag, 11. September 2006

Das Pousada in Buzios hat uns sogar vom Busbahnhof abgeholt. Das war allerdings nicht unbedingt das reine Vergnügen, denn der Käfer von dem Herrn war wohl mal vor vierzig Jahren modern. Mit diesem klapprigen Gefährt, das soweit nur vom Rost zusammengehalten wird, sind wir dann mit halsbrecherischem Tempo über die holprigen Strassen gebrettert. Da stirbt man tausend Tode, denn so was wie Gurte hatte das Ding zwar, aber die waren so ausgeleiert, dass die wohl eher geschadet als genützt hätten. Und so bin ich tausend Tode gestorben, bis wir die Pousada erreicht haben. Die war nun allerdings aber das genaue Gegenteil von der klapprigen Schüssel, wirklich nicht schlecht eingerichtet mit Kühlschrank und Hängematte auf dem Zimmer und abgesehen von uns, ist nur noch ein weiteres Paar da, das gerade wohl in den Flitterwochen ist ... :-)
Wir haben sogar Swimming Pool im Garten und Morgens gibt es Frühstücksbuffet. Hier gibt es viele schöne und neue Häuser, insofern ist die Gegend mit Deutschland sehr zu vergleichen. Normale Häuschen mit Garten, nicht die übereinander geschachtelte Architektur von Sao Paulo oder Rio. Wirklich schön.
Zum Strand sind es gerade mal ein paar Schritte und so haben wir an einem Kiosk in der Nähe erst mal was gegessen. Ein Fisch mit Pommes und der Fisch war richtig gut. Vor allem vor dem Panorama, Meer direkt hinter uns, zwar bewölkt und etwas windig, aber durchaus warm. Wunderbarer Sandstrand, ein paar Palmen und dieser Kiosk, das ist schon ziemlich malerisch.
Abends sind wir fürs Restaurant dann allerdings zu spät gekommen. Die hatten schon zu und so haben wir dann an einem Kiosk gegessen, die Sandwiches angeboten haben.
Und jetzt sind wir gerade im Zentrum von Buzios und versuchen, einen Wagen anzumieten oder eventuell doch wieder mit dem Bus zurückzufahren. Heute ist es sonnig und warm, das richtige Strandwetter eigentlich. Mal sehen, ob das mit dem Wagen klappt. Wäre mir lieber, wie der Autobus, der auch nicht neuer als der Käfer ist und irgendwie eigentlich kein Autobus sondern ein kleines Busschen mit gerade mal sechs Sitzplätzen ...
Rio de Janeiro haben wir heil überstanden, der Rückflug fehlt allerdings noch und der geht ja auch von Rio aus ... Apropos Rückflug, der ist noch nicht mal gebucht. Wir haben dann versucht, das vom Flughafen aus übers Internet zu machen, aber anscheinend ist das mit Kreditkarte gar nicht so einfach, denn die wurde offensichtlich nicht akzeptiert. Naja, bin mal gespannt, wie wir wieder nach Hause kommen. Vielleicht müssen wir ja in Rio bleiben oder doch mit dem Bus nach Sao Paulo fahren ... Seufz :-)
Dafür ist Rio selbst wirklich schön, wenn auch gefährlich. Wir haben aber alles heil überstanden. Copacabana ist ein riesiger Strand mit vielen Menschen, die dort Joggen oder sich massieren lassen oder dem brasilianischen Lieblingssport fröhnen, dem Fussball. Manche auch dem Beachvolleyball. Unglaublich, wie auf der einen Seite die Häuserburgen stehen und direkt daneben der vielleicht berühmteste Strand der Welt liegt. Wir sind dann mit dem Bus zum Zuckerhut gefahren und mit der Seilbahn auf den Berg hinauf. Als wir unten losgefahren sind, wurde es gerade dunkel und da die Dämmerung hier eher kurz ist, war es Nacht, als wir oben angekommen sind.
Die Aussicht ist wirklich nicht zu überbieten. Die Stadt hell erleuchtet, ist wirklich ein schöner Anblick vom Zuckerhut aus. Den anderen Berg, den Corcovado, haben wir leider nicht von oben gesehen. Aber auf dem Rückweg kommen wir ja noch mal nach Rio und dann werden wir das eventuell nachholen.
Dafür sind wir dann nach einer Nacht in der Pousada Girassol, die nicht weit von der Copacabana entfernt ist, zum Busbahnhof gefahren (mit dem Taxi, das war doch einfacher mit all dem Gepäck). Der Busbahnhof funktioniert fast wie ein normaler Bahnhof bei uns und so sind wir dann mit dem richtigen Bus Richtung Buzios gefahren, wo wir dann drei Stunden später angekommen sind.

Samstag, 9. September 2006

Im Moment sitze ich in einem Internetcafe direkt neben der Copacabana. Nach einem ruhigen Flug, haben wir Rio de Janeiro erreicht und erkunden nun die Stadt am Zuckerhut. Dieser ist gerade mal einige Kilometer Luftlinie entfernt.
Rio ist eigentlich eine interessante Stadt, aber auch eine, die gemischte Gefühle hinterlässt. Kaum aus dem Flughafen heraus, wird man auch schon angesprochen, und zwar so ziemlich von jedem. Taxi? Taxi? Taxi? Die Dinger sehen nur nicht wirklich vertrauen erweckend aus und so sind wir dann doch, nachdem wir die ganzen Typen abgewehrt haben, in den Bus zur Copacabana gestiegen. Das ist eine Art Pendelbus, der immer in Rio herumfährt und die Gäste zum Strand und vom Strand zu den Flughäfen bringt, oder auch zum Busbahnhof. Uns hat er immerhin an die Copacabana gebracht und von da mussten wir uns selbst durchschlagen, was gar nicht mal so einfach war, weil wiederum jeder wissen wollte, ob wir nicht lieber mit dem Taxi fahren wollten. Oder noch schlimmer, ob wir nicht direkt an der Copacabana ein Appartement mieten wollen. Immerhin mit allem ausgestattet (einschliesslich Internet). Aber wer weiss schon, wo man da landet. Die Hotels sind uns immerhin empfohlen worden, deswegen sind wir dann doch eher dorthin gegangen.
Aber die Copacabana ist schon unglaublich. Ein endlos langer Strand, direkt gegenüber sind unmengen von Hotels. Und Menschenmassen rennen dorthin, um dem Sonnenbaden zu fröhnen. Und direkt gegenüber ist der Zuckerhut, während die Jesusstatue direkt gegenüber zu finden ist. Rio hat was, wenn man es so am Meer liegen sieht, mit all dem Wasser, und den Bergen dahinter. Aber Rio macht einen auch irgendwie unruhig.
Naja, ist ja nur für eine Nacht und morgen gegen Mittag brechen wir auf nach Buzios ... Heute abend werden wir allerdings wohl noch Freunde von Ana treffen, die hier in der Gegend wohnen ...
Bin schon gespannt, denn jetzt gehen wir sicher erst mal zum Strand ...
Tja, und heute wollten wir eigentlich nur mit Daniel essen gehen. Churrascarria, eventuell mit Rodizio. Abends wollte Daniel dann nach Tres Coracoes fahren, um seine Schwiegereltern zu besuchen. Und natürlich auch seine Familie. Auf unserem Plan stand eigentlich, ebenfalls Richtung Pouso Alegre zu einem anderen von ihren drei Brüdern zu fahren und von da aus noch einen Abstecher nach Varghina zu machen. Tja, und den haben wir dann auch umgesetzt. Eigentlich wollten wir um fünf Uhr morgends aufstehen, um um sechs losfahren zu können. Naja, aus fünf wurde sieben und aus sechs neun ... Aber dann sind wir mit ihren Eltern und einem ihrer Neffen in Richtung Pouso Alegre losgefahren.
Tja und das dauert natürlich schon eine Weile, sind immerhin an die 300 Kilometer. Aber ist eine recht ansprechende Gegend da, deutlich ruhiger als Sao Paulo und weniger dicht besiedelt. Ihr Bruder hat letzte Woche ein Business eröffnet in Pouso Alegre. Er bietet Wagenwäsche an, aber auch die Reinigung von Sofas und Teppichen. Sein Vater, Anas Vater, ist in einem ähnlichen Bereich tätig, die sind also alle selbständig. Ist allerdings doch eine etwas andere Waschanlage, als bei uns. Selbstbedienung gibt es da nicht.
Das ist mir auch an den Tankstellen aufgefallen, da wird man noch bedient. Arbeitskraft ist hier nicht so teuer, da geht das schon. In einem sind uns die Brasilianer allerdings voraus. Alternative Treibstoffe, die deutlich besser für die Umwelt sind, sind in Sao Paulo bereits normaler Alltag. An jeder Tankstelle gibt es neben Benzin und Diesel auch "Alkohol". Gut, das ist jetzt auch an einer deutschen Tankstelle durchaus nicht ungewöhnlich :-). Dass man den aber in den Tank kippt, sehr wohl. In Brasilien sind ca. 30% aller neu zugelassenen Fahrzeuge mit alternativen Treibstoffen angetrieben. Auch der Wagen von Anas Vater schluckt Alkohol und das nicht zu knapp. Da der Treibstoff allerdings gerade mal ca 60 cent pro Liter kostet, kann man kaum meckern ...
Wenn man davon ausgeht, dass Brasilien hier vermutlich als Testmarkt fungiert, kriegen wir das sicher auch mal. Aber hier haben die Brasilianer eindeutig die Nase vorn.
Von Pouso Alegre aus ging es dann erst mal essen. Karen ist auch mit dazu gestiegen, eine Nichte von Ana, die in Pouso Alegre mit ihren Eltern wohnt. Wieder ging es in eine Churrascarria und ich fürchte, wenn ich hier noch lange mit diesem tollen gegrillten Fleisch verwöhnt werde, dann wird das nix mit dem Projekt 2007 :-). Aber jetzt ist Urlaub, da kann man auch mal fünfe grade sein lassen.
Gegen Nachmittag sind wir dann am Ziel des Tages angekommen. In Varghina ...
Ja, tatsächlich. Die Stadt, in der sich die Cooper-Firma in Brasilien befindet. Ist gar nicht so einfach, da rein zu kommen, wenn man nichts dabei hat, was einen als Firmenangehörig ausweist. Ein wenig Glück braucht man aber auch und das klopfte dann an, als einer der Kollegen sich als der englischen Sprache mächtig an mich wandte. Nicht nur, dass er ebenfalls in der IT arbeitete. Es war auch noch der Schwager von Vivi, der Bruder von Daniel! Marco Antonio hat uns dann eine kurze Führung durch die Verwaltung verpasst und mir einige Kollegen vorgestellt, die ich bisher nur dem Namen nach kannte. Ist schon unglaublich, wenn man weit weg plötzlich Leute trifft, die man schon lange zu kennen glaubt.
Und Varghina ... Irgendwie ist die Gegend schon schön. Zuerst fährt man durch viel Natur und ist dann plötzlich in einer sehr modernen Stadt, die sich über die Hügel verteilt. Richtig schön, mit irgendwie amerikanischem Flair und trotzdem typisch brasilianisch. Varghina ist eine Stadt, die mir richtig gut gefallen hat.
Leider waren wir nicht lange genug dort, um Daniel doch noch zu treffen, der wollte nämlich abends dann in Varghina sein. Aber wir mussten ja wieder zurück, weil morgen früh der Flieger geht. Von Guarulhos geht es dann nämlich in eine der bekanntesten Städte der Welt. Nach Rio de Janeiro ...
Aber um 6:00 Uhr bereits am Flughafen ... Seufz, schlafen ist Luxus und Luxus kann ich mir nicht leisten ... Naja, morgen abend werde ich in einem Hotel an der Copacabana nächtigen und danach geht es weiter nach Buzios. Wenn man den Bildern im Internet glaube kann, ist das nahe mit dem Paradies verwandt. Mal schauen, was uns da erwarten wird.
Langsam glaube ich fast, ich könnte mich in dieses Land verlieben ...
Tja, ins Bett werde ich noch nicht so bald kommen. Wir gehen noch nach nebenan, da wohnt der dritte Bruder von Ana, Flavio. Die haben sich Pizza kommen lassen und da werden wir noch Abend essen gehen ...
Gestern sind wir doch mal aus Sao Paulo heraus gekommen. In der Umgebung ist es gleich ganz anders, viel mehr so, wie man das auch aus Deutschland kennt. Viel grün, viele bewaldete Hügel und weniger Bebauung. Gefiel mir dann auch gleich viel besser :-).
Wir haben mit zwei Freundinnen von Ana einen Ausflug nach Sao Roque gemacht. Das ist ein Weinanbaugebiet unweit von Sao Paulo, in dem es eine Reihe von sehr guten Weinen zu finden gibt. Das schöne ist, die kann man eigentlich alle probieren, einfach so :-). Wir haben aber trotzdem auch den einen oder anderen eingekauft, den wir dann wohl mit nach Rio nehmen werden. Da wird es morgen hingehen, dann werde ich tatsächlich den Zuckerhut mit eigenen Augen zu sehen kriegen ...
Die gute Nachricht ist, dass der Schnupfen sich wieder zurück gezogen hat. Scheint doch nicht so schlimm zu sein. Dafür hatten wir wirklich gutes Wetter in den letzten Tagen, langsam wird es auch mal wieder warm hier und das typisch deutsche Wetter verkrümelt sich auch. Erstaunlicherweise hat sich noch jemand verkrümelt, und das ist der Teil von mir, dem es hier irgendwie so gar nicht gefallen hat. Genau betrachtet, ist es hier gar nicht mal so viel anders, wie bei uns. Sicher, das Wetter ist besser und die Natur ist ein klein wenig fremder, mit deutlich anderer Pflanzenwelt (die Tierwelt möchte ich zum Teil nicht wirklich kennen lernen ...). Aber wenn man sich an den fremden Anblick zu gewöhnen beginnt, dann merkt man, dass Brasilien doch gar nicht so anders ist.
Der grösste Fehler ist halt, wenn man mit seinen typisch europäischen Augen den ersten Blick auf eine fremde Kultur wirft und dann feststellt, dass sie so gar nicht das ist, was man kennt. Ja, dafür geht man aber auch weit weg im Urlaub, dass man mal etwas anderes sieht und dann muss man auch lernen, die Dinge, die einem nicht so gefallen, einfach auszublenden. Und da bleibt dann immer noch vieles übrig, was einem gefällt.
Was mir auffällt ist, dass viele Dinge so wirken wie in Deutschland in den siebzigern. Es sind also knapp vierzig Jahre, die zwischen Brasilien und Deutschland liegen, es ist irgendwie auch wie eine Reise in die Vergangenheit. Aber ich glaube irgendwie nicht, dass das lange so bleibt. Brasilien ist ein boomender Markt und das merkt man an einigen Dingen schon. Aber dazu später mehr.
Das Einanbaugebiet war jedenfalls abwechslungsreich. Das Wetter war klasse und das Essen desgleichen. Wir waren in einer Churrascarria, so heissen hier die Restaurants, jedenfalls diejenigen, die Fleisch servieren. Es war zwar kein Rodizio, aber immerhin gab es die berühmten Fleischspiesse trotzdem auch. Und das Fleisch, das da gegrillt wird, ist absolut unglaublich gut. So was feines gibt es bei uns nicht. Dazu alles mögliche an Beilagen, dass man sich gar nicht entscheiden mag und einfach von jedem etwas nimmt, die Teller sind ja gross genug. Und dann noch Fruchtsaft dazu. Man wäre wohl blöd, hier was anderes zu trinken, diese Vielfalt an Fruchtsäften ist erstaunlich. Mango, Papaya, Maracuja, Orange und so weiter und das alles mit einem viel intensiveren und trotzdem natürlicheren Geschmack, als das bei uns der Fall ist.
Bilder von dem Ausflug gibt es auch, ich bin aber immer noch zu müde, um mich da endlich mal ran zu machen. Die folgen dann halt eventuell erst am Ende. Aber angesichts der Tatsache, dass ich in fünfeinhalb Stunden bereits wieder auf sein werde und ja noch nicht mal im Bett bin ... naja, lassen wir das :-).
Als wir dann in Osasco wieder angekommen sind, hat uns ein Bruder von Ana eingeladen, mit zum Bowlen zu gehen. An und für sich ist das auch nicht anders, wie bei uns, nur sind die Anlagen irgendwie älter. Aber das ist hier in vielen Bereichen so. Auch eine Sache, die mir aufgefallen ist. Vieles wird so lange benutzt, bis es nicht mehr benutzbar ist. Dann lässt man es verfallen. Hier in Sao Paulo wundert mich das denn ich könnte mir vorstellen, dass der Bauplatz teuer genug ist ...
Was das bowlen angeht - eigentlich wollten noch ein paar Freunde mitkommen, die konnten dann aber doch nicht. Dafür sind wir dann mit ihrem Bruder Andre (auch Didas genannt) und seiner Freundin Elen losgezogen. Ein wenig Bowling, ein wenig Billard. Insgesamt ein angenehmer Abend.
Insgesamt muss ich feststellen, dass ich mich langsam an die Gegend hier gewöhne. Brasilien ist schon irgendwie cool ... :-)

Donnerstag, 7. September 2006

Und wieder mal öffentliche Verkehrsmittel. In einer so grossen Stadt, sind die auch unerlässlich.
Ein neuer Tag, kühle sechs Grad. Ja, hier ist im Moment Winter und ich fühle mich, als würde ich Schnupfen kriegen. Kein Wunder, bei der Kälte, ohne Heizung, ohne Teppich auf den kalten Fliessen in der Wohnung ... Tja, auch hier unten ist der Winter kein Vergnügen, auch wenn es trotzdem nicht ganz so kalt, wie in Deutschland, ist.
Wir sind heute mit dem Bus nach Sao Paulo gefahren, direkt ins Zentrum. Bisher sind wir ja weitgehend nur in Osasco unterwegs gewesen, und das ist schon wieder eine neue Stadt, auch wenn die Stadtgrenze quasi eine Strasse ist. Auf der einen Seite ist noch Osasco, die andere Seite gehört schon zu Sao Paulo.
Allein um diese Strasse zu erreichen, sind wir bereits zwanzig Minuten im Bus unterwegs gewesen. In der Zeit kann ich locker von Aalen nach Wasseralfingen und wieder zurück fahren ... und von da aus, haben wir dann den Bus zur Avenida Paulista genommen, wo wir dann ca. eine Stunde später angekommen sind. Die Busfahrt hat übrigens durchaus ihren Reiz, auch wenn man durchgeschüttelt wird. Aber durch die vielen Hügel, hat man immer wieder einen reizvollen Blick auf dasHäusermeer von Sao Paulo. Wem Häusermeere gefallen, der kommt also auf seine Kosten :-).
Tja, und dann die Av. Paulista. Das ist quasi die "Fifth Avenue" von Sao Paulo. Alles voll mit Banken, auch ein durchaus reizvoller Park mit Palmen und sonstigen Gewächsen, die es bei uns so nicht gibt, ist da zu finden. Und natürlich Museen. Wir waren im MASP (Museum de Arte do Sao Paulo oder so ... :-)), da ist eine Kunstausstellung zu finden. Viele Gemälde aus Europa kann man da bewundern, Künstler wie Manet und Monet, van Gogh und Picasso haben das eine oder andere Bild in der Sammlung. Auch ein paar Gemälde mit Motiven aus Australien von Künstlern aus dem Ausland sind zu sehen. Die sind teilweise wirklich gelungen.
Wenn man sich mal an das Erscheinungsbild der Stadt gewöhnt hat, dann entdeckt man auch Bereiche, die durchaus gefallen können. Die Av. Paulista ist jedenfalls ein faszinierender Ort, an dem man vorwiegend Geschäftsleute sieht.
Im Gebäude der Banco do Brasil (oder so, war jedenfalls viel grün in den Farben, aber das haben die fast alle irgendwo, oder halt gelb) war dann ebenfalls noch eine kleine Kunstausstellung mit moderner, abstrakter Kunst. Da war schon einiges dabei, was mir irgendwie suspekt war. Was manche Kunst nennen ... Wenn ich drei Farbeimer nehme, das an die Wand schmeisse und dann meinen Namen drunterschreibe, hab ich was ähnliches hingekriegt, wie so manches von diesen abstrakten Werken. Und noch schlimmer - viele davon haben nicht mal einen Namen. Nicht mal damit gibt sich der Künstler mühe. Wer das dann zu Kunst erklärt, würde mich schon interessieren ...
Aber es gibt auch Gemälde, die durchaus zu gefallen wissen. Und dabei ist uns ein interessanter Unterschied aufgefallen: Ana mag mehr die abstrakten Sachen, mir gefällt der Realismus deutlich besser. Aber irgendwo war das klar. Kopfmensch gegen Bauchmensch, da müssen ja Unterschiede da sein. Wie eine Waage, die nach ihrer Balance sucht ... oder so ... :-).
Wie auch immer, der abgefahrene Teil kam dann noch. Nämlich mit der Metro nach Hause. Eigentlich war es ja spät genug, aber irgendwie muss da noch Rush Hour gewesen sein. Wir sind jedenfalls genau in die Metro geklettert, in die die meisten rein wollten. Was wahrscheinlich auch Sinn ergibt, denn am Abend wollen die Leute raus aus der Stadt in ihren Vorort. Tja, und da standen wir dann eingeklemmt zwischen Menschenmassen. Tausende müssen da unterwegs gewesen sein. Ein wenig hat das auch an Tokio erinnert, da gibt es ja Leute, die schieben helfen, wenn die Leute nicht mehr in den Zug passen ... ganz so schlimm war es zwar noch nicht, aber viel hat nicht gefehlt.
Es ist aber erstaunlich, wie man zwischen all den Menschen vergessen kann, wo man eigentlich ist. Es ist wie mit einem U-Boot. Man konzentriert sich irgendwie aufeinander und taucht ab. Und ab und zu taucht man auf und merkt, dass der Rest dieser überfüllten Welt immer noch da ist. Insofern war es trotzdem eine angenehme Fahrt.
Tja, und so haben wir dann unseren Weg mit der Metro aus Sao Paulo gesucht, bis die Metro aufgehört hat, an einem Bahnhof, den man bei uns höchstens in Berlin finden könnte. Und das in einem Vorort. So viele Menschen auf einem Haufen, das kann man sich gar nicht vorstellen. Und dann soll man noch den richtigen Bahnsteig finden. Ein Glück, dass ich den nicht suchen musste :-).
Der Bahnhof liegt im Zentrum von Osasco, das ich somit auch kennen gelernt habe. Irgendwie hat mich das an Köln bzw Leverkusen-Opladen erinnert :-). Insofern hab ich mich tatsächlich ein klein wenig wie zu Hause gefühlt. Da ist eine Fussgängerzone, in der Händler ihre Waren anbieten. Und da ist wieder mal ein Einkaufszentrum, in dem wir dann zu Abend gegessen haben. Ratet mal, was ... genau, wieder beim Japaner. Langsam hab ich wirklich schon einiges an Sushi vertilgt. Aber das ist nicht mal schlecht :-).
Ana wollte dann zu ihrem Cousin zum Friseur. Aber irgendwie war da der Wurm drin und so haben wir den Besuch notgedrungen auf Freitag verschoben, obwohl wir da eigentlich ein straffes Programm haben. Einschliesslich einer Flugreise nach Rio, die am Samstag folgen wird ...
Tja, da steht uns noch einges bevor.
Aber Sao Paulo hat schon durchaus seine interessante Seiten. Sehr fremd, aber schon so, dass man die Gegend mal gesehen haben sollte.

Mittwoch, 6. September 2006

Und der dritte Tag war dann irgendwie fast wie eine Wiederholung des zweiten. Das ist auch der dritte Teil für heute, bitte wieder von unten nach oben lesen.
Nach einer irgendwie lange Nacht (:-)), die sich dann nach hinten noch ein klein wenig verlängert hat, sind wir erst gegen 12 Uhr aus den Betten gekrochen. Eigentlich war heute das Zentrum von Sao Paulo geplant, aber irgendwie war es schon recht spät. Anas Mutter hat dann zum Mittagessen geladen, also sind wir erst einmal zu ihren Eltern gelaufen (das ist nur 10 Minuten weiter). Das Essen ist hier nicht schlecht, das Fleisch war genauso gut, wie die Kartoffeln und der Reis und das Gemüse und die Eier und und und ... irgendwie wird da mit deutlich mehr Beilagen gekocht, als bei uns. Da muss man sich schon entscheiden, was man will. Reis mit "Farofa" war ebenfalls dabei, dazu noch Bohnen, die sind irgendwie obligatorisch hier. Da braucht man schon einen stabilen Magen.
Aber schlecht ist das alles nicht.
Und Anas Familie ist irgendwie cool. Als wir mit dem Essen fertig waren, wollte Ana noch zur Bank, bevor wir dann nach Sao Paulo gehen. Tja, und dann kam wieder mal eine neue Erfahrung auf mich zu. Als hätte ich davon in den letzten beiden Tagen nicht schon genug gehabt ... :-). Das Auto stand draussen, und zwar das neue von ihrem Vater. Diesmal mit Servolenkung und damit auch für mich bedienbar, wenn mir der Fiat Palio auch bisher kein Begriff war. Gibt es nämlich nur hier, wie z.B. auch den VW Gol (ohne F). Oder auch sonst noch einige andere ...
Tja, und diesen Palio sollte ich dann pilotieren. Der Vater hält mir den Schlüssel hin und schon sitze ich auf dem Fahrersitz. An die Kupplung habe ich mich dann schneller gewöhnt, als an die Lenkung, obwohl auch das nicht gerade einfach war. Aber dann kam das Abenteuer Auto fahren in Sao Paulo. Wer das schon mal gemacht hat, wird verstehen, dass ich anschliessend eine Dusche gebraucht habe ...
Wow, die sind echt irre da. Unmengen von Autos, die keine Rücksicht drauf nehmen, ob da ein Fahranfänger aus Deutschland am Steuer sitzt ... Busse, die es eher nervt, wenn einer nicht so schnell ist. Dazu noch dieses auf und ab, wenn Rom auf sieben Hügeln erbaut wurde, dann Sao Paulo wohl eher auf siebentausend ... und die sind steil, da fragt man sich manchmal, wie die Autos das schaffen. Die alten wohlgemerkt, denn der neue hatte schon seine Probleme ...
Tja, aber auch das habe ich überstanden. Und vielleicht kommen ja noch weitere Ausflüge mit diesem Auto auf uns zu, wer weiss das schon.
Danach sind wir dann, weil es einfach zu spät war, noch mal im Kino gelandet. Und haben uns danach noch eine richtig grosse Portion Sushi und Reis gegönnt. Echt nicht schlecht, wie die Japaner so kochen.
Morgen steht jedenfalls tatsächlich das Zentrum von Sao Paulo auf dem Programm. Und das wird wohl eine längere Reise mit Bussen und Metro werden ...
Ist übrigens verrückt mit diesen öffentlichen Verkehrsmitteln hier. Nach unserem gestrigen Besuch bei einer Firma, bei der Ana arbeitet, sind wir wieder in die Stadt zurück gefahren. Eine Freundin von Ana war so nett, uns dort hin zu bringen, nachdem ich mit der nicht vorhandenen Servolenkung in dem Auto ihres Vater doch ein klein wenig überfordert war. Und sich mit einem nicht sehr kooperativen Verkehrsmittel herumzuschlagen, erfordert schon eine andere Umgebung, als eine Millionenmetropole wie Sao Paulo.
Jedenfalls war die Fahrt schon interessant, es ging nicht in Richtung Sao Paulo, sondern aus der Stadt hinaus. Und da zeigt sich, dass es auch hier doch anders geht. Nicht nur Haus an Haus, sondern auch ein wenig Grün dazwischen. Gefällt mir als Einwohner doch weniger dicht besiedelter Gebiete deutlich besser :-).
Nach dem Ausflug hat uns die Freundin von Ana vor einem Einkaufszentrum abgesetzt. Wal Mart gibt es auch in Brasilien und übrigens auch die Golden Arches, McDonalds hat natürlich Brasilien schon fest im Griff. Wie ich übrigens bereits in Deutschland lernen musste, mit einem interessanten zusätzlichen Service, den es bei uns gar nicht gibt. Die liefern hier nämlich auch nach Hause ... aber mit amerikanischen Fastfood haben wir uns dann doch nicht aufgehalten, sondern in dem - wie man in Ameriak oder Australien sagen würde - Foodcourt nur kurz mit Hilfe von China Express, also asiatischem Essern oder etwas, das so tat, als wäre es das, verpflegt. War aber trotzdem nicht schlecht.
Und dann waren wir im Kino. Quasi Privatvorstellung - dachten wir, denn bis kurz vor dem Start waren wir das einzige Pärchen im Kino. Aber das "Home Cinema" der besonderen Sorte blieb uns verwehrt. Kurz vor dem Start kamen dann doch noch zwei andere dazu.
Der Film "Click" war durchaus interessant und ja, wir haben was davon mitbekommen :-). Übrigens auch eine interessante Randnotiz, die man den Kollegen in Deutschland mitgeben müsste: In Brasilien werden die Filme im Original gezeigt, nicht synchronisiert. Man macht nur einen Untertitel drunter und das wars. Komisch, einen Film auf englisch zu sehen und dabei nur portugiesische Untertitel zur Verfügung zu haben. Aber interessanterweise hilft einem das bei beiden Sprachen.
Anschliessend habe ich auf Anregung meiner Freundin dann mein erstes Sushi vertilgt. Im Foodcourt gab es nämlich einen Fast Food Japaner und der hat so was serviert. Echt nicht schlecht, das Zeug. Es gibt hier keine Küche, die es nicht gibt, das ist natürlich schon eine tolle Sache.
Der Rückweg war dann schon abgefahren, mit dem Bus von Carrefour aus (die sind ebenfalls ziemlich gross in Brasilien und da haben wir kurz eingekauft, so wichtige Sachen wie Autan und eine Sonnencreme, übrigens von Nivea, mit Lichtschutzfaktor 50. So eine hab ich bei uns noch nie gesehen ... Think global act local ... )
Zurück zum Bus. So richtig verstehe ich das System noch nicht, aber es ist ziemlich abgefahren. So was wie einen Fahrplan hab ich nirgends gesehen, vermutlich kennen den die Mitfahrer auswendig, denn zumeist sind wohl Pendler in den Bussen unterwegs, weil doch viele Paulistas kein Auto haben. Angesichts des Verkehrs aber auch irgendwie verständlich. Und die schauen natürlich auch auf ihr Konto... Wie auch immer, auf jeden Fall, kannte Ana den Fahrplan wohl auch, denn sie schüttelte bei allen Bussen, die so vorbeifuhren, den Kopf. Und da fuhren eine Menge vorbei, mindestens zwanzig, oder doch eher fünfzig? Viele Busse später, ich war schon am einschlafen, wenn die schweren Tüten nicht gewesen wären, winkte sie doch einem der Busse zu (sonst bleiben die nämlich nicht stehen - bei so vielen Leuten, die wahrscheinlich alle auf einen anderen Bus warten, auch nicht unverständlich). Der Fahrer will dann nicht mal Geld, das funktioniert anders. Arbeitskraft ist nicht teuer in diesem riesigen Land voller Menschen und so sitzt da etwas weiter hinten noch eine zweite Person neben einem Drehkreuz, durch das ich schon fast nicht durchpasse, wenn man mich lässt. Man kann schon vor dem Drehkreuz sitzen, das ist nicht das Problem, aber wer raus will, muss hinten raus und spätestens dann am Kassierer vorbei. Und die Fahrt scheint pauschal 2 Reals zu kosten, egal wo man hin will.
Tja, und dann die Fahrer. Die sind irgendwie alle mit Senna oder Massa oder Barrichello verwandt. Die rasen mit diesen rieisigen Bussen durch die engen und nicht gerade tollen Strassen, als gäbe es kein Morgen. Über den Schlaglöchern bleibt man dann irgendwie mühsam auf dem Sitzplatz, dann kommt eine Kurve und man muss wirklich alles geben, um nicht doch noch vom Sitzplatz geschleudert zu werden. Und wenn man dann glaubt, jetzt wird es etwas ruhiger, dann kommt sicher die nächste Haltestelle und eine Vollbremsung wird eingeleitet. Und ohne Hupe könnte man die Busse oder auch die Autos kaum verkaufen, denn die ertönt eigentlich ständig.
Tja, so erreicht man dann gehörig durchgeschüttelt doch irgendwann das Ziel, das auf den Namen Novo Osasco hört. Ein Abenteuer ist Bus fahren in Sao Paulo jedenfalls allemal, wenn auch ein eher lustiges :-).
Zwei Tage sind vergangen seit dem vorletzten Eintrag und es wird mal wieder Zeit, einige der Eindrücke wiederzugeben, die sich seither angesammelt haben. Eigentlich ist es gar nicht mal so aufregend, quasi Alltag, den andere sicher schon lange kennen, der für mich aber zu einem gewissen Teil neu ist. Immerhin ist es ein anderes Land, eine andere Welt, ein anderes Leben hier unten.
Und das geniesse ich doch inzwischen ein klein wenig. Es ist nach wie vor komisch, hier aufzuwachen, zwischen all diesen eng beieinander und eigentlich sogar übereinander stehenden Häusern aufzuwachen. Und man lauscht noch irgendwie besorgt, wenn draussen der Hund anschlägt und man das Lachen und die Stimmen von Leuten hört. Immerhin sind die stabilen Gitter das einzige, was zwischen den eigenen vier Wänden und dem Draussen ist.
Inzwischen merke ich aber, dass der Unterschied zwischen Brasilien und Deutschland nicht so gross ist, wie mir das am Anfang vorgekommen ist. Alles ist ein wenig älter, nicht so modern, dafür aber grösser und eigentlich ist es erstaunlich, dass man ein riesiges Gebilde wie Sao Paulo überhaupt noch kontrollieren kann. Wahrscheinlich kontrolliert sich das Gebilde eher selbst, denn für eine einzige Verwaltung ist es eigentlich viel zu gross. Wie auch immer sie das hinkriegen, sie kriegen es hin und deswegen gibt es hier so etwas wie einen Alltag, der eigentlich auch nicht anders ist, als bei uns. Aufstehen, Arbeiten gehen, nach Hause kommen und wenn man dazu kommt, dazwischen auch noch ein wenig Leben. Man hat den Eindruck, dass die Meisten hier nicht nur einen Job haben, sondern mehrere, um sich ein klein wenig mehr leisten zu können. Und man hat schon auch den Eindruck, dass man einfach gelernt hat, sich mit diesem Leben zu arrangieren.
Als verwöhntem Mitteleuropäer ist man schon erstaunt, wenn einem eigentlich klar wird, wie anders das Leben bei uns doch ist. Aber trotz allem hat das Leben hier schon seinen Reiz. Ob dieser allerdings in Sao Paulo begründet liegt ... naja, das möchte ich im Augenblick doch bezweifeln ;-).
Eines ist jedenfalls schon so: Der Kulturschock des ersten Tages ist überwunden, es ist schon ein klein wenig mehr Alltag geworden, hier in dieser riesigen Stadt zu sein, die doch so anders riecht und so anders schmeckt. Und trotzdem ist der Geruch genaus interessant, wie der Gechmack, er ist neu, er ist anders und deswegen weiss er auch zu faszinieren.
Und noch eine Erkenntnis ist neu: Wenn es in Brasilien Winter ist, dann kann es auch durchaus anständig kalt werden. Die letzten beiden Tage hätte ich ohne Jacke jedenfalls nicht überstanden ... Der Sonntag war wohl doch eher eine Ausnahme.
Aber es schien heute doch wieder besser zu werden. Nur jetzt, wo es dunkel ist, merkt man wieder, wie kalt es im Moment doch eigentlich ist. Und darüber sollte jetzt keiner grinsen. Hier sind die Häuser wie gesagt eher offen gebaut (der Eingang wird nur von einem zwar massiven aber doch recht Winddurchlässigen Gitter versperrt) und so was wie eine Heizung gibt es nicht. Da freut man sich eigentlich doch sehr, wenn man ein warmes Bett zum reinkuscheln hat. Oder an was anderes kuscheln kann :-)

Dienstag, 5. September 2006

Nur eine kurze Meldung, denn wir sind bereits auf dem Weg in Richtung Sao Paulo. Wenn man mal eine Weile hier ist, gewöhnt man sich auch an die Umstände, der erste Kulturschock scheint vorbei zu sein. Die Gegend hat schon auch ihre schönen Seiten und die gilt es erst mal zu entdecken. Und wieder einmal bewahrheitet sich, der erste Tag in einem fremden Land ist meistens der Schlimmste.

Und noch eine kurze Anmerkung. Vielleicht kennt jemand den australischen Tierfilmer Steve Irwin. Gerade habe ich in einem Newsletter gelesen, dass er gestern am Stich eines Stachelrochens gestorben ist. Er wurde nur 44 Jahre alt.

Seine Tierdokumentationen, die in Deutschland auf Animal Planet oder Kabel 1 zu sehen waren, werden mir fehlen ... :-(

Später mehr aus Brasilien

Montag, 4. September 2006

Und der dritte und letzte Teil für heute. muss man von unten nach oben lesen, ist auch nicht so toll, aber ich wollte doch nicht mehr meckern. Also, unten anfangen, beim Datum vom 3ten September, dann klappt das schon :-).
Alles anders, wie gesagt, das Motto. Alles anders, alles schwierig. Vivi würde mir jetzt schon wieder auf die Finger klopfen und das vielleicht zurecht. Aber wenn der Trottel aus der ersten Welt blauäugig in die dritte fliegt (ohne arrogant klingen zu wollen), dann ist das halt doch irgendwie ein böses erwachen. Brasilien das Paradies, ja, das ist in den Katalogen schon immer sehr schön. Aber das hier ist kein Katalog, das ist die Realität. Und die ist manchmal schlimm genug.
Nicht schlimm war der Ausflug in den Park, wo wir miteinander die Hühner angeguckt haben. Die gibts da wirklich, im Käfig, auch Schlidkröten. Palmen stehen da rum, der Marsianer entdeckt wieder mit grossen Augen die Welt. Ein kleiner See mit Wasservögeln, die irgendwie alle am schlafen sind. Ich schaue auf die Uhr und wundere mich. Erst zehn Uhr? Kann man verstehen, dass die am Sonntag noch schlafen. Seit drei Uhr ist sie auf, die liebe Ana, und sie ist sicher müde. Aber sie lässt sich nix anmerken. Ich ja auch nicht, aber noch fühle ich mich fit. Das ist jetzt, um sieben Uhr dreissig, ganz anders. Da fühle ich mich wie nach Mitternacht, was es in Deutschland ja auch ist.
Zurück von dieser Wanderung in dieser anderen Welt, in der ich mich überhaupt noch nicht heimisch fühle (nicht nur Sao Paulo, ich meine auch das Händchen halten mit Ana), gibt es erst mal Essen. Ich hab ja schon ein wenig davon erzählt. Neli wollte eigentlich auch da sein, ist sie aber noch nicht. Später, wird mir bedeutet. Und später kam sie dann auch, zusammen mit Fernando. War schon irgendwie schön, vertraute Gesichter zu sehen. Der Teil in mir, der gerne "JA" schreien würde, hat deswegen den Nachmittag auch genossen.
Gastfreundlich sind sie jedenfalls. Ich war schon in jedem Haus, von Ana, den Eltern, dem einen Bruder, der neben den Eltern wohnt und dem anderen Bruder, der neben Ana wohnt. Coole Familie, irgendwie :-)
Und der andere Teil sitzt jetzt hier vor dem Rechner, hat Angst vor dem Fiat mit der nicht vorhandenen Servolenkung und irgendwie auch vor dem Mädel das da auf dem Sofa sitzt. Oder eigentlich nicht vor dem Mädel selbst, sondern eher vor all den seltsamen Sachen, die da jetzt so passieren. Süss ist sie jedenfalls, da hätte ich es wirklich schlimmer treffen können. Und vor der riesigen Stadt mit ihren 22 Millionen Menschen, die da draussen lauert und Krach macht. Tja, das ist was anderes als zu Hause in Arnegg. Irgendwie wäre ich da jetzt gerne. Der Abenteurer bin ich halt doch nicht.
Aber jetzt bin ich schon da. Und was auch immer diesen komischen Kerl so erschreckt hat, der lieber "nein" sagt und raus will, zweieinhalb Wochen sind überschaubar, sie gehen vorbei. Einige schöne Tage wird es noch geben. Das ist sicher. Und wenn es wirklich so schrecklich ist, muss ich hier ja nicht mehr her.
Für einen ersten Eindruck eigentlich ziemlich durchwachsen. Das muss besser werden, will ich mir selbst zurufen. Aber das muss die Zukunft zeigen.
Eines ist wenigstens absolut positiv. Jetzt, wo ich portugiesisch reden und verstehen muss, klappt es eigentlich ganz gut. Das Reden klappt schon hervorragend, das Verstehen noch nicht so. Aber die Lernerei hat sich doch gelohnt :-)
Sao Paulo ich bin da ... und wäre doch gerne wieder weg. Aber jetzt bleib ich doch erst mal.
Bilder hab ich auch ein paar gemacht, aber dafür bin ich jetzt einfach zu müde.
Ich bin jedenfalls hier, in Sao Paulo, am anderen Ende der Welt, in Südamerika und mache merkwürdige, neue Erfahrungen. Morgen dann hoffentlich auch noch, denn jetzt muss erst mal die erste Nacht herumgehen.
... Tja, jetzt kam das Herzklopfen. Oder doch nicht. Naja, irgendwie ging das alles zu schnell. Schnell? Ich sass sechzehn Stunden in Flugzeugen und auf Flughäfen herum. Schnell??? Schnell ist nun wirklich was anderes. Im Flieger war ich noch aufgeregt. Aber jetzt irgendwie nicht mehr. Jetzt ist es schon irgendwie eine Mischung zwischen Freude und Aufregung. Und da sie nur vier Meter weiter ist ... nein, drei ... naja, geht schnell, wie gesagt. Und dann klammert sie sich an mich und ich fühle mich als würde ich irgendwie daneben stehen und zugucken. Schon merkwürdig, wenn der Onkel vom Mars die Welt entdeckt :-).
Und dann tatsächlich der erste Kuss ... Naja, die Einzelheiten wurden soeben wegzensiert. Weiter gehts nicht.
Tja, und dann laufe ich aus Guarulhos Airport raus und stehe im schönsten brasilianischen Winter. Winter? Haha, das Termometer zeigt - morgens um fünf - 17 Grad. Und einen Sonnenbrand hab ich im Winter auch noch nicht gekriegt ... Also, zumindest im europäischen Winter. Aber was das Wetter angeht, ist hier alles anders. Ein perfekter Sommertag, nach deutschem Verständnis, hat gerade angefangen ...
Und wir klettern in einen Fiat Palio. Palio? Kenn ich nicht. Naja, gibts in Deutschland auch nicht. Alles anders hier. Und das wird dann auch das Motto des Tages ...
Alles anders ... zuerst fahren wir versehentlich Richtung Rio, an einem Potthässlichen und riesengrossen Gefängnis vorbei. Schön ist irgendwie was anderes. Und die Luft ist auch nicht wirklich klasse. Dritte Welt eben, ohne arrogant klingen zu wollen. Fühlt sich irgendwie auch anders an.
So als wäre der Typ von der BA aus Versehen falsch abgebogen und zum Mars geflogen. Also quasi nach Hause ... :-).
Nach Hause? Nein. Nach einem Tag frage ich mich wirklich, ob es mir hier gefällt. Ein Teil von mir will "JA" schreien, ein anderer, noch kleiner Teil, der aber immer fordernder wird, schreit leise "nein". Schön wars scho, als wir händchenhaltend zu diesem Park gegangen sind, so wie die anderen Liebespaare auch. Komisch, ich bin da plötzlich auch dabei, ein Marsianer erkundet die Welt ... Schön wars irgendwie auch bei ihrer Mama, mit all dem komischen und fremden Essen, das so ganz anders schmeckt in dieser Welt, die so ganz anders riecht. Und auf dem Sofa sitzen, zuschauen, wie Brasilien gerade Argentinien live abschlachtet und dabei mit Ana kuscheln war irgendwie auch schön. Aber da sind ganz andere Alpträume, von einem irren Verkehr, von Menschenmassen, die in Osasco, einem Ortsteil von Sao Paulo herumlaufen und von Häusern mit Gittern vor den Fenstern und vor der Einfahrt, die stabiler sind, als die von deutschen Gefängnissen. Da soll man sich sicher fühlen? Der Marsianer in mir will nicht, der Rest schon. Und so geniesse ich zur Abwechslung einfach mal. Aber jetzt wird es nach diesem elend langen Tag doch endlich dunkel. Und die Alpträume kommen langsam aber sicher wieder. Dunkel? Nicht allein, aber ist das wirklich besser? Irgendwie schon ... aber vielleicht wäre die Option, bei der Mutter zu schlafen, doch die bessere gewesen.
Und morgen soll es einen Ausflug geben. Einen kurzen zur Arbeit (ihrer Arbeit, zumindest einer davon) und einen längere aus Sao Paulo raus. Ja, das kann nicht schlecht sein :-). Aber ich mit dem Auto vom Papa? Einem älteren Fiat Palio? Der eine wirklich kreuzgefährliche Bremse hat (knallhart, dagegen ist die von meinem Octavia, obwohl straff, ziemlich luschig ...). Und Servolenkungen gibt es hier anscheinend auch noch nicht, zumindest in älteren Autos.
Ne, ich glaub, der Buss ist sicherer, auch wenn der zweieinhalb Stunden dauert und das Auto nur vierzig Minuten. Aber andererseits - Bus? So wie die hier fahren ... Naja, das wird noch richtig hart morgen ...
Eines hab ich heut jedenfalls gelernt. Es gibt Gegenden hier, die sind irgendwie nicht so toll, wie in Deutschland. Ich werd lange nicht mehr über die Zustände zu Hause meckern können. Geht einfach nicht mehr, das wäre wirklich unfair ...
Angekommen Tja, wenigstens das :-).
Der Flug war lang ... in London Heathrow umsteigen war ziemlich merkwürdig, der Flughafen ist riesig und wie sie da so alle standen ohne Schuhe und sich die Gürtel rausgezogen haben, das war schon irgendwie surreal. Aber das sind die Zeichen unserer Zeit, irgendwelche irren schmeissen Bomben oder drohen vielleicht nur damit, und der Rest der Welt dreht durch ... Na gut, ich mecker nicht mehr denn unterm Strich ging alles schnell und reibungslos und der Terminal 4 von Heathrow ist irgendwie auch recht "cool" eingerichtet.
Tja, da wusste ich auch noch nicht, wie das weitergehen wird. Der Flug nach Sao Paulo war jedenfalls klasse. Ich hab mir (in englisch) The DaVinci Code reingezogen und hinterher tatsächlich tief und fest geschlafen. Und dann wurden wir geweckt, Frühstück gab es auch, Zähne konnten geputzt werden und sogar Thrombosesocken werden von der BA ausgegeben ... erstaunlich ... Und die Landung in Sao Paulo war zwar hart, aber doch irgendwie sicher. Tja, und da war ich nun und der grosse Moment stand unmittelbar bevor ...
Nervös? Logo. Aber wo zum Henker ist eigentlich der blöde Koffer? Ein Glück, der Typ am Laufband kann englisch. Wie, falsches Band? Ok, Paris hört sich nun wirklich nicht wie London an ... Na gut, ist nur ein paar Schritte weiter, um die Ecke ... und da steht er schon, der Koffer, der mich begleitet hat. Also alles im hellgelben, wie man so schön sagt ...
Schnell noch ein paar Dollar in Real umgetauscht und dann durch das Gate mit "Nada de declansar" verschwunden. Raus aus dem Flughafenbereich ...
... und da war sie ...

Samstag, 2. September 2006

In wenigen Stunden werde ich von Stuttgart aus abfliegen.
Ausgerechnet London Heathrow wird meine erste und einzige Zwischenstation auf dem Weg nach Sao Paulo sein. Ein Anruf bei der Hotline hat mich aber doch beruhigt: Die Transferzeiten beim Umstieg in London sind nicht so lang, schlimmer ist es, wenn man in London einsteigen muß und versucht, von außen herein zu kommen. Insofern hoffe ich, daß die 2 Stunden und 20 Minuten ausreichen werden.
Am Sonntag werde ich dann in Sao Paulo sein. Um 5:10 morgens. Und hoffe doch sehr, daß trotz dieser unfreundliche Uhrzeit jemand auf mich warten wird. Erst wenn ich diesen entscheidenden Moment überstanden habe, wird mein Urlaub wirklich anfangen.
Ich muß noch fertig packen. Jetzt geht es wirklich los ...

Mittwoch, 30. August 2006

 Brasilien ist das Ziel meiner diesjährigen Urlaubsreise. Das entspringt eigentlich einem Zufall. Hätte ich Ana niemals kennen gelernt - wer weiß, ob ich jemals nach Südamerika gekommen wäre. Vollkommen entspannt bin ich zwar nicht, immerhin werde ich mit British Airways fliegen und das auch noch über London Heathrow. Das ist im Augenblick sicher einer der schwierigsten Flughäfen. Aber schön ist es dennoch denn ich werde seit längerem mal wieder aus meinem Alltag heraus kommen. Und das kann nicht schlecht sein ...
Am Samstag werde ich also aufbrechen, um zum ersten Mal meine Freundin zu besuchen. Kann ich sie wirklich schon meine Freundin nennen? Ich kenne sie bisher nur aus dem Chat, ein klein wenig telefoniert haben wir auch schon. Größtes Hindernis dabei ist die Sprache - sie spricht weitgehend nur portugiesisch und spanisch, während ich mich im Englischen am Wohlsten fühle. Deswegen habe ich mich dazu entschlossen, portugiesisch zu lernen. Das klappt inzwischen schon einigermaßen, aber natürlich kann man nach einem halben Jahr Volkshochschule noch nicht so richtig gut portugiesisch. Da hilft es schon sehr, daß ihre Briefe nur in portugiesisch bei mir ankommen, da muß man lernen, ob man will oder nicht.
Nur noch vier Tage, dann wird es losgehen.
Sao Paulo, ich komme ...