Mittwoch, 6. September 2006

Ist übrigens verrückt mit diesen öffentlichen Verkehrsmitteln hier. Nach unserem gestrigen Besuch bei einer Firma, bei der Ana arbeitet, sind wir wieder in die Stadt zurück gefahren. Eine Freundin von Ana war so nett, uns dort hin zu bringen, nachdem ich mit der nicht vorhandenen Servolenkung in dem Auto ihres Vater doch ein klein wenig überfordert war. Und sich mit einem nicht sehr kooperativen Verkehrsmittel herumzuschlagen, erfordert schon eine andere Umgebung, als eine Millionenmetropole wie Sao Paulo.
Jedenfalls war die Fahrt schon interessant, es ging nicht in Richtung Sao Paulo, sondern aus der Stadt hinaus. Und da zeigt sich, dass es auch hier doch anders geht. Nicht nur Haus an Haus, sondern auch ein wenig Grün dazwischen. Gefällt mir als Einwohner doch weniger dicht besiedelter Gebiete deutlich besser :-).
Nach dem Ausflug hat uns die Freundin von Ana vor einem Einkaufszentrum abgesetzt. Wal Mart gibt es auch in Brasilien und übrigens auch die Golden Arches, McDonalds hat natürlich Brasilien schon fest im Griff. Wie ich übrigens bereits in Deutschland lernen musste, mit einem interessanten zusätzlichen Service, den es bei uns gar nicht gibt. Die liefern hier nämlich auch nach Hause ... aber mit amerikanischen Fastfood haben wir uns dann doch nicht aufgehalten, sondern in dem - wie man in Ameriak oder Australien sagen würde - Foodcourt nur kurz mit Hilfe von China Express, also asiatischem Essern oder etwas, das so tat, als wäre es das, verpflegt. War aber trotzdem nicht schlecht.
Und dann waren wir im Kino. Quasi Privatvorstellung - dachten wir, denn bis kurz vor dem Start waren wir das einzige Pärchen im Kino. Aber das "Home Cinema" der besonderen Sorte blieb uns verwehrt. Kurz vor dem Start kamen dann doch noch zwei andere dazu.
Der Film "Click" war durchaus interessant und ja, wir haben was davon mitbekommen :-). Übrigens auch eine interessante Randnotiz, die man den Kollegen in Deutschland mitgeben müsste: In Brasilien werden die Filme im Original gezeigt, nicht synchronisiert. Man macht nur einen Untertitel drunter und das wars. Komisch, einen Film auf englisch zu sehen und dabei nur portugiesische Untertitel zur Verfügung zu haben. Aber interessanterweise hilft einem das bei beiden Sprachen.
Anschliessend habe ich auf Anregung meiner Freundin dann mein erstes Sushi vertilgt. Im Foodcourt gab es nämlich einen Fast Food Japaner und der hat so was serviert. Echt nicht schlecht, das Zeug. Es gibt hier keine Küche, die es nicht gibt, das ist natürlich schon eine tolle Sache.
Der Rückweg war dann schon abgefahren, mit dem Bus von Carrefour aus (die sind ebenfalls ziemlich gross in Brasilien und da haben wir kurz eingekauft, so wichtige Sachen wie Autan und eine Sonnencreme, übrigens von Nivea, mit Lichtschutzfaktor 50. So eine hab ich bei uns noch nie gesehen ... Think global act local ... )
Zurück zum Bus. So richtig verstehe ich das System noch nicht, aber es ist ziemlich abgefahren. So was wie einen Fahrplan hab ich nirgends gesehen, vermutlich kennen den die Mitfahrer auswendig, denn zumeist sind wohl Pendler in den Bussen unterwegs, weil doch viele Paulistas kein Auto haben. Angesichts des Verkehrs aber auch irgendwie verständlich. Und die schauen natürlich auch auf ihr Konto... Wie auch immer, auf jeden Fall, kannte Ana den Fahrplan wohl auch, denn sie schüttelte bei allen Bussen, die so vorbeifuhren, den Kopf. Und da fuhren eine Menge vorbei, mindestens zwanzig, oder doch eher fünfzig? Viele Busse später, ich war schon am einschlafen, wenn die schweren Tüten nicht gewesen wären, winkte sie doch einem der Busse zu (sonst bleiben die nämlich nicht stehen - bei so vielen Leuten, die wahrscheinlich alle auf einen anderen Bus warten, auch nicht unverständlich). Der Fahrer will dann nicht mal Geld, das funktioniert anders. Arbeitskraft ist nicht teuer in diesem riesigen Land voller Menschen und so sitzt da etwas weiter hinten noch eine zweite Person neben einem Drehkreuz, durch das ich schon fast nicht durchpasse, wenn man mich lässt. Man kann schon vor dem Drehkreuz sitzen, das ist nicht das Problem, aber wer raus will, muss hinten raus und spätestens dann am Kassierer vorbei. Und die Fahrt scheint pauschal 2 Reals zu kosten, egal wo man hin will.
Tja, und dann die Fahrer. Die sind irgendwie alle mit Senna oder Massa oder Barrichello verwandt. Die rasen mit diesen rieisigen Bussen durch die engen und nicht gerade tollen Strassen, als gäbe es kein Morgen. Über den Schlaglöchern bleibt man dann irgendwie mühsam auf dem Sitzplatz, dann kommt eine Kurve und man muss wirklich alles geben, um nicht doch noch vom Sitzplatz geschleudert zu werden. Und wenn man dann glaubt, jetzt wird es etwas ruhiger, dann kommt sicher die nächste Haltestelle und eine Vollbremsung wird eingeleitet. Und ohne Hupe könnte man die Busse oder auch die Autos kaum verkaufen, denn die ertönt eigentlich ständig.
Tja, so erreicht man dann gehörig durchgeschüttelt doch irgendwann das Ziel, das auf den Namen Novo Osasco hört. Ein Abenteuer ist Bus fahren in Sao Paulo jedenfalls allemal, wenn auch ein eher lustiges :-).

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