Mittwoch, 6. September 2006

Zwei Tage sind vergangen seit dem vorletzten Eintrag und es wird mal wieder Zeit, einige der Eindrücke wiederzugeben, die sich seither angesammelt haben. Eigentlich ist es gar nicht mal so aufregend, quasi Alltag, den andere sicher schon lange kennen, der für mich aber zu einem gewissen Teil neu ist. Immerhin ist es ein anderes Land, eine andere Welt, ein anderes Leben hier unten.
Und das geniesse ich doch inzwischen ein klein wenig. Es ist nach wie vor komisch, hier aufzuwachen, zwischen all diesen eng beieinander und eigentlich sogar übereinander stehenden Häusern aufzuwachen. Und man lauscht noch irgendwie besorgt, wenn draussen der Hund anschlägt und man das Lachen und die Stimmen von Leuten hört. Immerhin sind die stabilen Gitter das einzige, was zwischen den eigenen vier Wänden und dem Draussen ist.
Inzwischen merke ich aber, dass der Unterschied zwischen Brasilien und Deutschland nicht so gross ist, wie mir das am Anfang vorgekommen ist. Alles ist ein wenig älter, nicht so modern, dafür aber grösser und eigentlich ist es erstaunlich, dass man ein riesiges Gebilde wie Sao Paulo überhaupt noch kontrollieren kann. Wahrscheinlich kontrolliert sich das Gebilde eher selbst, denn für eine einzige Verwaltung ist es eigentlich viel zu gross. Wie auch immer sie das hinkriegen, sie kriegen es hin und deswegen gibt es hier so etwas wie einen Alltag, der eigentlich auch nicht anders ist, als bei uns. Aufstehen, Arbeiten gehen, nach Hause kommen und wenn man dazu kommt, dazwischen auch noch ein wenig Leben. Man hat den Eindruck, dass die Meisten hier nicht nur einen Job haben, sondern mehrere, um sich ein klein wenig mehr leisten zu können. Und man hat schon auch den Eindruck, dass man einfach gelernt hat, sich mit diesem Leben zu arrangieren.
Als verwöhntem Mitteleuropäer ist man schon erstaunt, wenn einem eigentlich klar wird, wie anders das Leben bei uns doch ist. Aber trotz allem hat das Leben hier schon seinen Reiz. Ob dieser allerdings in Sao Paulo begründet liegt ... naja, das möchte ich im Augenblick doch bezweifeln ;-).
Eines ist jedenfalls schon so: Der Kulturschock des ersten Tages ist überwunden, es ist schon ein klein wenig mehr Alltag geworden, hier in dieser riesigen Stadt zu sein, die doch so anders riecht und so anders schmeckt. Und trotzdem ist der Geruch genaus interessant, wie der Gechmack, er ist neu, er ist anders und deswegen weiss er auch zu faszinieren.
Und noch eine Erkenntnis ist neu: Wenn es in Brasilien Winter ist, dann kann es auch durchaus anständig kalt werden. Die letzten beiden Tage hätte ich ohne Jacke jedenfalls nicht überstanden ... Der Sonntag war wohl doch eher eine Ausnahme.
Aber es schien heute doch wieder besser zu werden. Nur jetzt, wo es dunkel ist, merkt man wieder, wie kalt es im Moment doch eigentlich ist. Und darüber sollte jetzt keiner grinsen. Hier sind die Häuser wie gesagt eher offen gebaut (der Eingang wird nur von einem zwar massiven aber doch recht Winddurchlässigen Gitter versperrt) und so was wie eine Heizung gibt es nicht. Da freut man sich eigentlich doch sehr, wenn man ein warmes Bett zum reinkuscheln hat. Oder an was anderes kuscheln kann :-)

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