Montag, 4. September 2006

... Tja, jetzt kam das Herzklopfen. Oder doch nicht. Naja, irgendwie ging das alles zu schnell. Schnell? Ich sass sechzehn Stunden in Flugzeugen und auf Flughäfen herum. Schnell??? Schnell ist nun wirklich was anderes. Im Flieger war ich noch aufgeregt. Aber jetzt irgendwie nicht mehr. Jetzt ist es schon irgendwie eine Mischung zwischen Freude und Aufregung. Und da sie nur vier Meter weiter ist ... nein, drei ... naja, geht schnell, wie gesagt. Und dann klammert sie sich an mich und ich fühle mich als würde ich irgendwie daneben stehen und zugucken. Schon merkwürdig, wenn der Onkel vom Mars die Welt entdeckt :-).
Und dann tatsächlich der erste Kuss ... Naja, die Einzelheiten wurden soeben wegzensiert. Weiter gehts nicht.
Tja, und dann laufe ich aus Guarulhos Airport raus und stehe im schönsten brasilianischen Winter. Winter? Haha, das Termometer zeigt - morgens um fünf - 17 Grad. Und einen Sonnenbrand hab ich im Winter auch noch nicht gekriegt ... Also, zumindest im europäischen Winter. Aber was das Wetter angeht, ist hier alles anders. Ein perfekter Sommertag, nach deutschem Verständnis, hat gerade angefangen ...
Und wir klettern in einen Fiat Palio. Palio? Kenn ich nicht. Naja, gibts in Deutschland auch nicht. Alles anders hier. Und das wird dann auch das Motto des Tages ...
Alles anders ... zuerst fahren wir versehentlich Richtung Rio, an einem Potthässlichen und riesengrossen Gefängnis vorbei. Schön ist irgendwie was anderes. Und die Luft ist auch nicht wirklich klasse. Dritte Welt eben, ohne arrogant klingen zu wollen. Fühlt sich irgendwie auch anders an.
So als wäre der Typ von der BA aus Versehen falsch abgebogen und zum Mars geflogen. Also quasi nach Hause ... :-).
Nach Hause? Nein. Nach einem Tag frage ich mich wirklich, ob es mir hier gefällt. Ein Teil von mir will "JA" schreien, ein anderer, noch kleiner Teil, der aber immer fordernder wird, schreit leise "nein". Schön wars scho, als wir händchenhaltend zu diesem Park gegangen sind, so wie die anderen Liebespaare auch. Komisch, ich bin da plötzlich auch dabei, ein Marsianer erkundet die Welt ... Schön wars irgendwie auch bei ihrer Mama, mit all dem komischen und fremden Essen, das so ganz anders schmeckt in dieser Welt, die so ganz anders riecht. Und auf dem Sofa sitzen, zuschauen, wie Brasilien gerade Argentinien live abschlachtet und dabei mit Ana kuscheln war irgendwie auch schön. Aber da sind ganz andere Alpträume, von einem irren Verkehr, von Menschenmassen, die in Osasco, einem Ortsteil von Sao Paulo herumlaufen und von Häusern mit Gittern vor den Fenstern und vor der Einfahrt, die stabiler sind, als die von deutschen Gefängnissen. Da soll man sich sicher fühlen? Der Marsianer in mir will nicht, der Rest schon. Und so geniesse ich zur Abwechslung einfach mal. Aber jetzt wird es nach diesem elend langen Tag doch endlich dunkel. Und die Alpträume kommen langsam aber sicher wieder. Dunkel? Nicht allein, aber ist das wirklich besser? Irgendwie schon ... aber vielleicht wäre die Option, bei der Mutter zu schlafen, doch die bessere gewesen.
Und morgen soll es einen Ausflug geben. Einen kurzen zur Arbeit (ihrer Arbeit, zumindest einer davon) und einen längere aus Sao Paulo raus. Ja, das kann nicht schlecht sein :-). Aber ich mit dem Auto vom Papa? Einem älteren Fiat Palio? Der eine wirklich kreuzgefährliche Bremse hat (knallhart, dagegen ist die von meinem Octavia, obwohl straff, ziemlich luschig ...). Und Servolenkungen gibt es hier anscheinend auch noch nicht, zumindest in älteren Autos.
Ne, ich glaub, der Buss ist sicherer, auch wenn der zweieinhalb Stunden dauert und das Auto nur vierzig Minuten. Aber andererseits - Bus? So wie die hier fahren ... Naja, das wird noch richtig hart morgen ...
Eines hab ich heut jedenfalls gelernt. Es gibt Gegenden hier, die sind irgendwie nicht so toll, wie in Deutschland. Ich werd lange nicht mehr über die Zustände zu Hause meckern können. Geht einfach nicht mehr, das wäre wirklich unfair ...

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